Kolumn

Tafeltrauben

Knapp 30.000 Tonnen Tafeltrauben werden in Österreich jährlich verzehrt. Davon kommen aus österreichischer Produktion in guten Jahren etwa 100 Tonnen, in schlechten (verregneten) Jahren so gut wie nichts.

Wir haben somit bei einer der wichtigsten Obstarten im Einkaufskorb einen Selbstversorgungsgrad von nicht einmal einem halben Prozent. Dies könnte verschiedene Ursachen haben. Als Laie würde man annehmen, dass das Wetter und die Klimazone bei uns dafür ungeeignet sind. Daher könnte es sein, dass die bei uns konsumierten Tafeltrauben aus den „typischen“ Weinbaugebieten Italien, Spanien, Chile, Südafrika und Indien kommen. Oder gibt es vielleicht andere Ursachen?

Wenn es um Rückstandsanalysen ging, so waren Tafeltrauben in der Vergangenheit im Ranking öfters weit oben. Der Grund war, dass bei einem Kilo Trauben die Oberfläche (die ja Pflanzenschutzmittel aufnimmt) deutlich größer ist als zB bei einem Kilo Apfel. Die ausgepflanzten Sorten wurden nicht nach Robustheit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Schaderregern selektiert, sondern ausschließlich nach Aussehen und Manipulierbarkeit im Lager. Somit ist ein gewisses Maß an Pflanzenschutz notwendig.

Wenn es eine klare Entwicklungsstrategie für einen eignen Tafeltraubenanbau geben würde, dann wäre es selbstverständlich, nach Sorten zu suchen, die in der Region geeignet wären. Die Kulturführung dazu zu professionalisieren folgt automatisch. So aber kopiert man Sorten und Kulturführung von regenarmen Zonen dieser Welt. Der Erfolg daraus ist am Beginn dieser Kolumne dargestellt.

Dies alles wäre zum hinbekommen. Der größte Hemmschuh für eine gedeihliche Entwicklung ist aber der rechtliche Rahmen für die Tafeltrauben. In den veröffentlichten EU-Verordnungen sind die Tafeltrauben dem Frischobst zugeordnet. Die Verordnungen lassen aber zu, dass jede Nation dies selbst regeln kann.

In Österreich hat die „Weinlobby“ diesen Bereich fest im Griff. Tafeltrauben sind seit jeher und auch in Zukunft dem rigorosen Weingesetz mit all seinen beschränkenden Regularien unterworfen. Die Weinlobby fürchtet sich, dass hier eine Grundlage für einen „minderwertigen“ Wein entstehen könnte. „Off records“ gesteht jeder namhafte Weinfunktionär, dass dies ausschließlich eine politische Willkür ist. Somit ist auch für die Zukunft festgeschrieben, wie es mit der Tafeltraubenproduktion weitergehen wird – nämlich genauso viel wie in den letzten zehn Jahren. Wenn es gut geht, kommen wir in zehn Jahren auf einen Selbstversorgungsgrad von 0,5 Prozent.

Diese Prognose gebe ich Ihnen schriftlich.

Prem 41/2015