Kolumn

Charme der Neuheit

Neuheit / Novität standen als Begriff und Auslobung von besonderen Produkten vor einiger Zeit hoch im Kurs. Derzeit ist dieser Begriff in der Auslobung bei etwas Besonderem von einem Hot-Spot weg ins „lauwarme“ abgerutscht.

Derzeit sind Produkte, die als „Neu“ ausgelobt werden, nicht wirklich etwas neues, sondern meist eine laue Kopie aus dem Vorjahr – wie zum Beispiel „Neue Ernte“ - zum wievielten Male neu? Oder es ist etwas wirklich neu, dann wird es von den jungen Löwen im Marketing in den nächsten Monaten so richtig aufgeheizt – bis der Charme des Neuen relativ rasch verglüht ist. Kurz darauf kann sich kaum wer erinnern, dass da etwas neu war.

Die Flugblätter mit den Angeboten des Lebensmittelhandels derzeit sind Rabattschlachten – frei nach dem Motto: wer ist der Billigste von den ganz Billigen – „Neu“ ist dabei kein Thema.

Neuheit war früher wirklich eine Neuheit. Ich bin schon viel zu lange im Geschäft, aber an die Einführung der Kiwi,  Mango und Avocado als Neuheit und breitenwirksame Obstart kann ich mich deshalb noch gut erinnern, da diese Neuheiten über mehr als eine Saison eine Neuheit waren.

Es war fast wie mit der ersten Liebe – ein bis dahin unbekannter Charme eines neuen Geschmackserlebnisses.

Wenn ich mir heute Neuheiten ansehe, so ist es sehr oft ein Schmucketikett auf einem beinahe alltäglichen Produkt – nur um zwischendurch etwas anderes zu haben, da sonst nichts eingefallen ist.

Wenn ich mich bei den Hauptprodukten im Frischebereich nach dem Charme des Neuen umsehe, dann erlebe ich, dass meistens nach wie vor Standardprodukte in neue Sackerl, Kartons oder Hüllen eingepackt werden. Wirklich neu an den Produkten ist nichts. Dies schlägt sich auch in den (alten) Preisen nieder.

Mit einer augenscheinlichen Ausnahme: die Tomaten. Dort ist seit etwa 2 Jahren wirklich alles neu.
Bis dahin waren Tomaten im Gemüseregal ein Massenartikel zu einem Billigstpreis. Seit zwei Jahren sind die Sorten mit hervorragendem Geschmack neu, die Positionierung über das Marketing im Markt neu, die Verpackungsgrößen neu, die Lieferantenstruktur neu (Ganzjahresanbieter aus der Region) und ein komplett neues Preisgefüge ist umgesetzt. Mit einer umfassenden Veränderung war diese Erneuerung einer tradierten Haupt-Gemüseart möglich.
Die Umsatzzahlen bestätigen die Neuheit.

Fritz Prem