Kolumn

Muttertag und Demographie

In unserem Kulturkreis ist der Muttertag ein Fixpunkt im Jahr. Wir bedanken uns bei unserer eigenen Mutter und freuen uns mit der Mutter unserer Kinder ganz besonders an diesem Tag.

Nur leider wird das „freudige Ereignis“ einer Geburt immer seltener. Einzig Frankreich ist in Europa einsamer Spitzenreiter, in fast allen anderen wohlhabenden Staaten haben die Geburtenraten eine Schwelle erreicht, die für ein Volk einen Selbstmord auf Raten bedeuten.

Wir könnten hier stundenlang über die Möglichkeiten auf der einen Seite und die Gründe und Versäumnisse der Verantwortlichen auf der anderen Seite in Europa debattieren. Für mich ist die Situation so wie sie ist, eben die Realität.

Was heißt dies für uns, die wir die Verantwortung tragen für die Versorgung der Bevölkerung mit frischem und gesundem Obst und Gemüse? Bei einer niedrigen Geburtenrate wird es auf Grund der demographischen Veränderungen gravierende Veränderungen in der Nachfrage geben.

Der Markt für Babynahrung wird kleiner und hochwertiger werden. Damit sind wir wieder im Spiel. Der Markt für Kindergarten- und Schulverpflegung wird sich durch die schwächeren Geburtsjahrgänge kleiner, aber bewusster in Richtung mehr Obst und Gemüse entwickeln. Somit ist es gut für uns. Der Bedarf an gesunden Zwischendurch-Snacks für einen hektischen Berufsalltag wird wachsen, genauso wie der Außer-Haus-Verzehr. Die Frage ist, ob wir zu den ungesunden und fetten oder deutlich übersüßen Snacks eine ernährungswissenschaftlich gesehen gesunde Alternative haben werden. Die gleiche Frage betrifft die Vertriebsschiene Richtung Gemeinschafts- und Großküchen. Beides sind Wachstumsmärkte, die über dem Durchschnitt wachsen werden. Die Aktivitäten unserer Branche, in diesen Segmenten mit zu wachsen, empfinde ich als „lauwarm“.

Die immer größer werdenden Gruppen der Konsumenten sind somit logischerweise die Generation 50+ und die hochaktiven Pensionisten. Da weder der Einkäufer bei einem Kunden noch der Produzent eines Produktes selbst im Ruhestand sind, werden die altersbedingten Bedürfnisse sehr oft über einen Kamm geschoren. Krachharte Äpfel für einen Genießer mit dritten Zähnen können schon eine Herausforderung sein. Oder Packungsgrößen, die für einen 4-5-Personen-Haushalt passend wären sind nichts für einen 50+ Haushalt. 

Als großer Optimist vertraue ich trotzdem darauf, dass die Besten in der Branche rechtzeitig die richtigen Produkte für den jeweiligen Bedarf haben werden.

Prem 20/2015