Kolumn

Lebensmittel im Onlineshop

In der Zeit vor Amazon hätte sich  kein Mensch vorstellen können, dass man diverse Dinge im Onlineshop über das Internet kaufen kann. Als das Onlinegeschäft bei Amazon mit Büchern begann, da war auch gleich das Argument zur Hand: Na ja, bei Büchern können wir uns dies schon vorstellen, aber sonst wird dies nicht funktionieren. Mittlerweile kann man so gut wie alles über Amazon kaufen und es funktioniert.

Auch das Unvorstellbare ist Realität geworden. Schuhe zu verkaufen galt als die am beratungsintensivste Tätigkeit im Einzelhandel. Unmöglich für eine Frau, Schuhe zu  kaufen ohne reales Geschäft! Heute frisst Zalando als Europas größter Onlinehändler für Schuhe den Schuhhändlern vor Ort in atemberaubender Geschwindigkeit den Markt weg.

Im Lebensmittelhandel, und hier besonders im Frischebereich, kann sich diese Vermarktungsform noch nicht wirklich jemand vorstellen. Es gibt außer ein paar zaghaften Versuchen noch nichts im großen Stil.

Ein kleinerer Vollsortimenter plant momentan anscheinend den großen Einstieg in dieses Onlinegeschäft. Große Vollsortimenter haben ein Zustellservice. Bisher laufen etwa ein Prozent des gesamten Lebensmittelhandels über Onlineportale.

Ich verfolge diese Entwicklung mit großem Interesse. Bisher war es so, dass der eingeführte Lebensmittelhandel die effizienteste Form der Vollversorgung war. Wenn dies nicht so gewesen wäre, dann hätten sich andere Vertriebsformen daneben durchgesetzt. Das Gegenteil war der Fall. Die Leistungsfähigen in dieser Branche wurden immer besser und größer und haben mittlerweile gemeinsam über 90% des gesamten Lebensmittelhandels.

Wird die Entwicklung, die Zalando im Spezialbereich bei den Schuhen zu Stande gebracht hat, auch im Lebensmittelhandel Platz haben?

Ich bin überzeugt: Ja!

Der Erste, der das Know How des Frischehandels mit den Spielregeln des Onlinehandels professionell verknüpfen kann, der wird einen ähnlichen Erfolg haben wie der Online-Schuhhändler.

Es gilt aber auch hier wiederum die gleiche Spielregel wie im bisherigen Markt: wer diese Wertschöpfungskette steuert, der verteilt innerhalb ihrer Teilnehmer die Marge. Es gilt also auch hier, dass sich Produzenten, Verpacker oder Logistiker dann nicht darüber aufregen dürfen, dass sie ausgelutscht werden bis an den Rand ihrer Existenz. Sie hätten jetzt ihre faire Chance, danach ist sie möglicherweise verspielt und sie sind nur mehr Teil des Spieles.

Prem 10/2015