Kolumn

Import Südhalbkugel

Die Südhalbkugel ist genau 6 Monate zeitversetzt mit ihrer Ernte wie die Nordhalbkugel unserer Erde. Dies hat sich im weltweiten Fruchthandel als Grundwissen festgelegt.

Lassen wir in der Betrachtung einmal die Grundsatzdiskussion beiseite, ob immer überall und jederzeit alle Früchte dieser Welt verfügbar sein müssen. Als Beispiel sei genannt, ob es Erdbeeren zu Weihnachten in Hülle und Fülle geben soll und wir damit den Appetit auf typische Saisonfrüchte schmälern. Aber dies einmal außerhalb dieser Betrachtung.

Bei einzelnen ganzjährigen Obst- und Gemüsearten wie Äpfel ist es ein Normalfall, dass Sommerlücken im europäischen Angebot mit Ware aus der Südhalbkugel überbrückt werden.

Wenn wir uns die Importstatistik in die EU bei Äpfeln ansehen, so werden bei einer EU-Eigenproduktion von etwa 11 Mio Tonnen je nach Jahr zwischen 0,6 bis 0,8 Mio Tonnen importiert. Dem wären die Exporte aus dem EU-Markt heraus gegen zu rechnen.

Bei einer sachlich-mathematischen Betrachtung ist dies kein besonders dramatischer Zustand. Zusätzlich ist als Feinheit in der Statistik zu beobachten, dass einzelne Obstregionen in Europa verstärkt Sortimente produzieren, die sehr unaufgeregt Südhalbkugel-Importe kompensieren. Nicht immer ist damit die Zusatzauslobung „Neue Ernte“ von den Kunden blind nachgefragt.

Importeure müssen lange vor dem tatsächlichen Bedarf Kontrakte mit Erzeugern der Südhalbkugel abschließen. Wenn sie nicht Erfahrung darin hätten, dann müssten sie wahre Hellseher sein, welche Mengen sie in welchem Monat ordern sollten. Es ist öfter als einmal vorgekommen, dass ein runzeliger Übersee-Braeburn noch im Oktober irgendwo in den europäischen Lagern vergammelt ist, da die georderte Menge zu groß war.

Ein Phänomen fällt mir aber jedes Jahr wiederkehrend auf. Beim auslaufenden europäischen Angebot hat sich gegen Ende der Saison der Großhandelspreis auf Grund des Angebotes irgendwo eingependelt. Anbieter haben zu einem Preis verkauft, der gerade noch erträglich war. Einkäufer haben jede Möglichkeit genutzt, um eine gute Ware zum billigsten Preis zu bekommen. So sind die ungeschriebenen Spielregeln in der Branche.

Die ersten Übersee-Ankünfte in Rotterdam lagen heuer im Preis um etwa 60% über den bisherigen europäischen Preisen. Die ganze Branche stöhnte und im gleichen Atemzug meinten sie, wenn der Preis nur 30% über dem europäischem Niveau zu liegen kommt, dann wird man zuschlagen.

Ich denke mir meinen Teil dabei.

 

Fritz Prem