Kolumn

Angebotsbündelung

Der Chefredakteur einer großen deutschsprachigen Agrarzeitung brachte es in seinem Leitartikel richtigerweise auf den Punkt: „Promotion ohne Strategie und Angebotsbündelung ist eine Alibihandlung!“

Ich möchte Sie einladen, mit mir einer kleinen Geschichte zu folgen. Ein Koch bereitet jeden Tag ein wunderbares Festessen vor. Als Vorspeise Beef Tartare garniert mit würzigen Frühlingskräutern, anschließend eine Zwiebelsuppe aus einer besonders schmackhaften Zwiebelart. Die Hauptspeise besteht aus Lammrückensteak und Fisolen im Speckmantel sowie Saiblingsfilet mit Tournierkartoffeln und Babykarotten. Im Anschluss sind eine Dessertvariation und Früchtesourbet vorbereitet.

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Foto: Fritz Prem

Der Koch hat sein Werk angerichtet und perfekt garniert. Er ist stolz auf seine Leistung. Er hat es besser hinbekommen als alle seine bekannten Kollegen. Danach nimmt er alle köstlichen Gerichte einschließlich der Desserts und kippt sie in den Küchenmixer und macht daraus einen Einheitsbrei. Diesen verkauft er verbilligt über eine Suppenküche, da er sich vorher nicht überlegt hat, für wen er das Festtagsmenü zubereitet hat. Obendrein sind die Besucher der Suppenküche sowieso arme Leute, die für Essen wenig Geld ausgeben wollen.

Eine verrückte Geschichte, meinen Sie? Dann erzähle ich Ihnen eine andere. Es gibt Obst- und Gemüsebauern, die bemühen sich um eine Produktion nach höchsten Standards. Sie haben die besten Sorten und produzieren eine perfekte äußere Qualität. Sie erfüllen alle geforderten Zertifizierungen und sind mit ihren Produkten bei den Rückständen deutlich unter den gesetzlichen Höchstwerten. Für die fertigen Produkte beauftragen sie etwa zwanzig Händler, damit diese ihre Produkte bei vier Großkunden verkaufen. Die zwanzig Händler balgen sich im Vorzimmer der Großkunden, wer das tolle Produkt um den billigsten Preis liefern darf. Sie meinen: „Noch so eine verrückte Geschichte?“ Leider nein!

Ich erinnere sinngemäß an das eingangs erwähnte Zitat: Wer ein perfektes Produkt herstellt, es nicht professionell auslobt („das Produkt wird schon für sich selbst sprechen“), nicht im Vorhinein überlegt, wer dieses hochwertige Produkt auch wert schätzt („die Konsumenten werden schon von selbst dieses gute Produkt nachfragen“) und es obendrein strategisch unprofessionell auf den Markt bringt („Angebotsbündelung ist schwierig, es wird schon eine Schönwetter-Kooperation auch reichen“), dem…

Der Stehsatz meines Marketingprofessors war zu solchen Situationen: Wer so viele Fehler in einer Kette macht, dem ist nicht zu helfen.

Etwas nachdenklich lese ich daher das eingangs erwähnte Zitat nochmals.

Fritz Prem