Kolumn

„Sex sells“

In der Marketingausbildung ist diesem Thema ein eigenes Modul gewidmet. Sex ist eines der Grundbedürfnisse eines Menschen. Jeder einzelne lebt dieses Grundbedürfnis sehr individuell aus. Es ist aber so, dass kaum in einem anderen Lebensbereich so wenig ernsthafte Konversation betrieben wird darüber, was wirklich gut tut und was unwichtig ist.

Damit ist es ein dankbares Geschäftsfeld, Konsumenten ein gutes Gefühl zu suggerieren, wenn sie ein erotisch aufgeladenes Produkt kaufen. Eigentlich sind unsere Produkte von Haus aus sexy. Wenn wir beim Apfel beginnen, dessen erste Geschichte mit der Lust nach Verbotenem beginnt. Der Apfelbaum war sogar der Baum der Erkenntnis. Es wäre zu schön, wenn dies heute auch funktionieren würde: ich esse einen Apfel und kann unmittelbar danach unterscheiden was richtig oder falsch ist.

Oder auch die verschiedenen Früchte, deren Namen Einzug gehalten haben im einschlägigen Jargon, um menschliche Körperteile zu bezeichnen. Wenn man alte Aufzeichnungen studiert, so findet man immer wieder Hinweise auf Früchte, denen eine mehr oder weniger starke aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wird.  Alles zusammen eine zutiefst erotische Situation.

Weniger schmeichelhaft sind die medizinischen Bezeichnungen „Apfel- oder Birnen-Typ“  für Personen, die einige Kilos zu viel mit sich herumtragen. Die Erkenntnis aus dieser Gesamtbetrachtung: „Sex sells“  ist kein Selbstläufer.

Auch bei der „Sex sells“- Marketingstrategie wird auf eine der Grundsehnsüchte eines Konsumenten abgezielt. Das Ausgangsprodukt muss den Bedürfnissen entsprechen. Erst dann kann nachhaltig eine Sehnsucht geweckt werden. Eine zu dreiviertel nackte Frau allein wird noch keinen Megaseller hervorbringen. Vor allem dann nicht, wenn die Hauptkunden wiederum Frauen sind, die ja einkaufen und die vielleicht nicht immer eine so perfekt gestylte Magermodel-Figur haben. Der Wurm muss auch hier dem Fisch und nicht dem Angler schmecken.

Wenn ich mich in der Hitze des Sommers an einem schattigen Platz hinsetze und all die saftigen Sommerfrüchte genieße, die die Natur zu bieten hat, dann ist dies doch ein unbeschreiblicher Genuss, ich finde etwas zu tiefst erotisches.

Prem 29/2015