Kolumn

Rosenkrieg

Die Demontage in Form einer Zerreißprobe der wichtigsten Erzeugerorganisation eines Landes geht munter weiter. Alte und aufgestaute Emotionen sind so richtig Treibstoff und Zunder für einen Rosenkrieg wie aus einem Lehrbuch. Ein Verteidigen von Pfründen und gleichzeitig ein bewusstes Zerstören von Positionen der mittlerweile zum Gegner gewordenen Kollegen sind die Herausforderungen, denen momentan alles andere untergeordnet wird.

Ich bin zwar mit meinen jetzigen Kollegen im Biobereich ein Zuseher auf diesem Kampffeld, doch kalt lässt mich diese Entwicklung nicht.

Vor allem deshalb nicht, da ich nicht so sehr von Emotionen geleitet bin, sondern aus leidvoller eigener Erfahrung abschätzen kann, was auf die Beteiligten Parteien zukommt:

Sie erhalten das Versprechen, dass nach einer Trennung die Erlöse steigen werden.

Alle erhalten eine Darstellung, dass durch den stärkeren Wettbewerb die Kosten sinken. Jede der Parteien stellt dar, dass eigentlich der jeweils andere der wirkliche Klotz am Bein war und daher die Vergangenheit nicht besser gelaufen ist. Außerdem waren es doch nur die „Rosinen-picker“, die eine langfristige Weiterarbeit unmöglich machen.

Wir könnten diese Auflistung mit Ihnen sicherlich bekannten Argumenten weiterführen.

Betrachten wir die Situation von einer anderen Seite. Es wird viele Freiheiten geben:

Die Freiheit, sich mit einem weiteren Mitbewerber bei den bisherigen Kunden zu balgen.
Die Freiheit, die zerstörten Strukturen mit großem Aufwand neu zu entwickeln.
Die Freiheit, gemeinsam entwickelte Marken und einen Ruf lustvoll zu zerstören.
Die Freiheit, sich die Anwälte und Berater für diesen Prozess selbst aussuchen zu können.
Die Freiheit, erhaltene Förderungen endlich zurück zu zahlen und nur mit dem Markterlös zu leben.
Die Freiheit, sich endlich gegenseitig Rechnungen für entgangene Erlöse zu senden.
Die ganz große Freiheit, dass es jemanden geben wird, der das alles bezahlen wird.

Ich habe zu oft in meinem Leben schon gehört, dass schmerzhafte und reinigende Prozesse von Zeit zu Zeit notwendig seien. Wenn diese Entwicklungen aber immer vom gleichen Teil einer Wertschöpfungskette bezahlt werden, dann kann ich mit meiner Logik nicht ganz folgen.

Das Ergebnis wird sein, dass unsere Konsumenten in Zukunft ein noch besseres Produkt zu einem noch billigeren Preis haben werden.

Fritz Prem 05/2016