Kolumn

Bio -Mehrwert

Die Biofach in Nürnberg hat für dieses Jahr ihre Tore wieder geschlossen. Neben vielen neuen Bio-Produkten und Kontakten innerhalb der Biobranche gab es viele fachliche Gespräche oft bis in die späte Nacht hinein.

Das zentrale Thema war: was begründet den Mehrwert von Bioprodukten?

Die plausibelste Erklärung im Vergleich zu den konventionellen Produkten brachte ein Händler auf den Punkt. Im konventionellen Bereich erzeugt der Produzent meist ein klinisch sauberes, standardisiertes Produkt, das gleich groß, gleich schön, gleich süß und auch in anderen Spezifikationen gleich ist wie die Produkte der besten Mitbewerber. Qualität und Service sind somit kein besonderes Merkmal, sondern erforderlicher Standard.

Die wirkliche emotionale Aufladung passiert bei diesem perfekten „Medium“ im nachgelagerten Bereich durch den Handel. Das Produkt wird aufgeladen mit schöner Landschaft, mit idyllischem Landleben, mit Weltverbesserung und guten Gefühlen. All dies investiert der Handel in das Produkt und lädt damit das konventionelle „Medium“ auf. Es ist seine Leistung. Damit ist auch logisch, dass bei der Verteilung des an der Registrierkasse erzielten Wertes derjenige seinen Anteil nimmt, der entsprechend zur Aufladung des emotionalen Mehrwertes seinen Beitrag geleistet hat.

Im Biobereich hat der Bio-Produzent durch seine besondere Produktionsweise, durch seine Bioauflagen in der Produktion und die dadurch bereits durch die Produktion sichergestellten Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Wirtschaftskreislauf-Maßnahmen von Haus aus sein produziertes Produkt mit einer Reihe von positiven Emotionen aufgeladen. Somit hat der Bio-Produzent von der Gesamtleistung einen größeren Anteil am Produkt mit eingebracht als im Vergleich sein konventioneller Kollege. Daher hat der Bioproduzent logischer Weise ein Anrecht auf einen größeren Teil vom Gesamtkuchen. Soweit die Ausführungen und die These des Händlers in einer größeren Diskussionsrunde an einem Stand auf der Biofach.

Ich kann dem viel abgewinnen. Wir alle wissen, dass sich der Verkaufspreis nicht wirklich an den reinen Produktionskosten orientiert, sondern sich in der Höhe einpendelt, den der Kunde gerade noch zu zahlen bereit ist. Je besser und glaubhafter die emotionale Aufladung eines Produktes ist, desto mehr wird es erlösen.

Somit hat uns dieser Händler in wenigen Sätzen das auf den Punkt gebracht, was wir sowieso alle wussten. Trotzdem bin ich für die kurze und prägnante Zusammenfassung dankbar.

Fritz Prem 07/2016