Kolumn

Prognosemodell für Apfelpreis

Man kann mit einer Streuung von zwei Cent am 15. November des jeweiligen Jahres den durchschnittlichen Produzentenpreis für die laufende Saison, die ja noch acht Monate dauert, vorausberechnen, so die Aussage des Prognose-Erstellers. Eine gewagte Behauptung!

Es ist aber so. Ein mathematisch begabter Obstbauer hat gemeinsam mit einem Universitätsprofessor aus dem Fachgebiet für Wahrscheinlichkeitsrechnung dieses Modell entwickelt und eine Genauigkeit mit einer Abweichung von einigen wenigen Prozenten erreicht. Dies seit über 10 Jahren, ein Check im Rückblick bestätigt dies.

Es ist ein Modell mit vielen Parametern, die berücksichtigt werden. So die europäische Gesamtmenge, die nationale Erntemenge, der Inlandsbedarf bzw die Exportquote, das Sortiment, die Handelslandschaft und vieles mehr. Faszinierend ist die Treffergenauigkeit.

Für mich ist es natürlich ein Erlebnis, zu wissen, was am Ende des Tages in meiner Kasse sein wird. Dies ist aber eher sportlicher Natur. Für mich hat sich bei der Präsentation der diesjährigen Zahlen wiederum eine Reihe von Thesen bestätigt.

Die Mengenausweitung der Produktion hat bei gleichbleibendem Handelsgefüge trotz Mehrmenge in Summe weniger Geld in die Branche zurück gespült. Dieses weniger an Geld wurde zusätzlich für mehr Investitionsgüter (Produktionserweiterung, Mechanisierung) ausgegeben. Zusätzlich war es so, dass innerhalb der Wertschöpfungskette ein gleich hoher Anteil beim Vertrieb geblieben ist (die Strukturen mussten ja weiter funktionsfähig bleiben) und das Weniger an Geld für die Branche wird an die Produktion weiter gereicht.

Nach der Präsentation ist der Spieltrieb bei uns durchgebrochen. Mit „was wäre wenn“-Fragen haben wir einen realen Blick in die Zukunft gewagt. Plötzlich sind Problemstellungen des Alltags weniger bedeutend geworden. Plötzlich sind Eisen, die wir beiseitegelegt haben, weil sie doch ein wenig heiß sind und uns aktuell nicht drücken, wieder in das Blickfeld gerückt. Plötzlich fühlt sich die Gruppe der Entscheidungsträger wieder besonders wohl, da sie neben den Problemen des Alltages wieder bewusst an den Eckpunkten der Zukunft bauen kann.

Was so ein kleines Spiel auslösen kann. Man kann Monopoly spielen und sich den wahrscheinlichen Ausgang des Spieles bei diesen oder jenen Eckpunkten vorausberechnen lassen. Soviel zum Spiel. Ich möchte sie aber jetzt aus den Träumen in die Realität zurückholen. Trotz allem wissen wir jetzt bewusster, an welchen Schrauben zu drehen ist.

Fritz Prem 27/2016