Kolumn

Wettbewerbsrecht

Immer wieder tauchen Berichte über eingeleitete Verfahren im Rahmen des Wettbewerbsrechtes auf. Besonders intelligent wirkende und ausgeklügelte Systeme für echte Absprachen kommen zum Vorschein. Wenn man die Aktivitäten der Wettbewerbsbehörde ansieht, so scheinen besonders der Energie-, der Chemie-, Bau-  und der Entsorgungsbereich dafür anfällig zu sein. Aber auch das eine oder andere Verfahren im Lebensmittelbereich scheint auf.

Der Lebensmittelhandel und insbesondere der Frischebereich bedürfen dazu einer speziellen Betrachtung. Wir haben im Lebensmittelhandel eine der höchsten Konzentrationen auf einige wenige Supermarktketten oder Diskonter als Kunden der Produzenten. Die Frage ist erlaubt, warum dies trotz geltendem Wettbewerbsrecht möglich war. Die Erklärung ist einfach. Strategen und Juristen der jeweiligen Konzerne haben Millimeter für Millimeter oder Filiale für Filiale in ihren Wirkungsbereich aufgesaugt. Die Schritte dazu waren oft so klein, dass damit kaum Veränderungen der Marktbedeutung gegeben waren. Am Ende des Tages kontrollieren aber doch nur vier oder fünf große Kunden neben einer Handvoll kleinen die gesamte Branche.

Die Produzenten und der Großhandel sehen sich oft einer Situation gegenüber, dass sie in gewissen Phasen von der konzentrierten Nachfrage bis an ihr Existenzminimum ausgelutscht werden.

Versuche, auch das Angebot bündeln, gibt es. Die Europäische Union hat mit der Möglichkeit, Erzeugerorganisationen zu gründen, eine Option geschaffen. Für die Anerkennung einer EO müssen sogar gewisse Mindestanteile eines Angebotes einer Region gebündelt werden. Die Strategie ist nicht ganz aufgegangen, da viele Produzenten dies nur als Optimierung der Förderung gesehen haben und das wahre Ziel einer Konzentration des Angebotes außer Acht gelassen haben.

Die einzig wirksame Antwort auf die Konzentration des Lebensmittelhandels ist daher eine möglichst große Markttransparenz. Wenn ein Anbieter das aktuelle Mengenangebot in der Branche genau kennt und vielleicht auch noch zeitverzögert den echten Verkaufspreis, so kann er Trends besser abschätzen und kann vom Kunden nicht so leicht über den Tisch gezogen werden.

Alte Viehmärkte funktionieren seit Jahrhunderten nach diesem Prinzip. Anbieter und Kunden erkennen unmittelbar nach dem Eintreffen am Viehmarkt das Gesamtangebot und die Anzahl der Käufer. Per Handschlag wird oft laut und für alle nachvollziehbar über den Preis gefeilscht. Am Ende weiß jeder, wo der Preis bei diesem Geschäft lag und kann für sein weiteres Geschäft Rückschlüsse ziehen.

Prem 13/2015