Kolumn

Pro Planet

Von mir frei übersetzt: Für den Planeten. Dies ist eine Marke von Rewe, die ursprünglich von Ludger Breloh konzipiert und von Marketingexperten des Konzerns in Perfektion weiterentwickelt wurde. Es ist dies eine Marke für konventionelle Produkte, die laut Markenentwickler die ökologischen und sozialen Aspekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette massiv berücksichtigen. Sie soll einen nachhaltigen Mehrwert für den Konsumenten bringen und geht deutlich über die normale Rückstandsdebatte hinaus.

Mittlerweile wurde die Marke mit zusätzlichen ökologischen Emotionen aufgeladen, wie in Österreich mit der Aktion blühendes Österreich. Dies alles sind Entwicklungen, die in meinen Augen ökologisch und sozial in die richtige Richtung gehen.

Dass dieser Mehrwert auch von den Konsumenten honoriert wird sieht man an den Preisen im Regal. Ein Kilo PRO PLANET-Äpfel kostet in der 6-er-Tasse derzeit bei Billa € 2,49. Davon geht zusätzlich ein Teil des Regalpreises in die längerfristige Erhaltung von ökologisch wertvollen Flächen. Alles in Allem eine sehr lobenswerte Aktion.

Einen Schönheitsfehler hat für mich diese Marke. Wenn wir uns die Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zur Registrierkasse ansehen, dann hat der Erzeuger im letzten Jahr vom Regalpreis nur knapp über 10% erhalten. Dies dafür, dass er ein besonderes Ausgangsprodukt hergestellt hat. Mir erscheint dies relativ wenig.

Wer ist schuld, dass dies so ist, pflegt ein langjähriger Wegbegleiter in solchen Situationen meist zu sagen. Dies kann zwei Ursachen haben. Die erste Möglichkeit könnte sein, dass Erzeuger bei der Verteilung der Wertschöpfung nicht anwesend waren oder viel zu leise oder zu spät „hier“ gerufen haben. Somit wurde die Wertschöpfung anderwärtig verteilt. Geliefert haben sie die Produkte ja trotzdem. Also scheinen sie mit ihrem Anteil zufrieden zu sein.

Die zweite und wahrscheinlichere Möglichkeit ist, dass die Markenentwickler ein gutes und sauberes Durchschnittsprodukt mit viel Leidenschaft und Emotionen aufgeladen haben. Sie haben anscheinend zentrale Sehnsüchte der Konsumenten nach einer intakten Umwelt abgerufen und diese Sehnsüchte mit dem Produkt Apfel (und anderen Produkten) verbunden. Wenn dies die Strategie war, dann ziehe ich den Hut vor dieser Marketingleistung.

Wen dies aber so war, dann war es eigentlich auch gar nicht notwendig, dem Erzeuger mehr als den bis dahin üblichen Durchschnittspreis zu zahlen. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Entwicklungsschritt von PRO PLANET.

Fritz Prem 14/2016