Kolumn

Wegwerfen verboten

In einzelnen Ländern Europas gibt es bereits gesetzliche Initiativen, dass vom gesetzlichen Haltbarkeitsdatum her abgelaufene Lebensmittel nicht auf der Müllhalde landen dürfen, solange sie noch bedenkenlos genießbar sind.

Handelsketten und Diskonter werden per Gesetz verpflichtet, nach sinnvollen Lösungen für ihre Restmengen zu suchen. Das ist gut so.

Betrachten wir doch unsere eigene Branche bei diesem Thema. Neben den Bäckerei-Produkten wie Brot sind wir mit unseren Frischeprodukten einer der „Hauptaktionäre“ auf den Listen der Wegwerfgesellschaft.

Bei Brot ist es so, dass in der größten Stadt Österreichs täglich genau so viel Brot ungegessen weg geworfen wird, wie die zweitgrößte Stadt täglich insgesamt verbraucht.

Wir haben mit Obst und Gemüse generell verderbliche Produkte. Technische Lagerungs- und Aufbereitungstechnologien (wie zB. DCA-Technologie) verzögern den Verderb unserer Produkte entscheidend. Die Logistik hat das ihre dazu bei getragen, dass sich die Auftragsreichweiten entscheidend verbessert haben.

Wo liegt also unser Problem?

In der Produktion eines Naturproduktes wachsen nicht alle Produkte heraus wie bei einem Industrieautomaten. Durch gesetzliche und auch durch kundenspezifische Normen wird ein Teil der Früchte nicht in den Handel gebracht und verbleibt zum Teil am Feld.

Am Beispiel eines Apfels beginnt mit dem Öffnen einer DCA-Lagerzelle die biologische Uhr des Apfels zu laufen. Der Lagerhalter muss in Abstimmung mit dem Vertrieb die Entscheidung treffen, welche Lagerzelle wann geöffnet wird. Der Vertrieb hat dafür Sorge zu tragen, dass die gesamte Bandbreite des Lagerzellen-Inhaltes in kurzer Zeit seinen Weg zum Konsumenten findet. Viele Kunden wollen nur ein ganz bestimmtes Segment aus der Sortierung  - und sonst nichts.

Die Gefahr ist gegeben, dass so genannte Randsortimente übrig bleiben und in die Biogasanlage wandern.

Der Einkäufer einer Handelskette kann bei der georderten Menge ordentlich daneben greifen – wenn sich zB kurzfristig das Wetter ändert und die georderten Mengen an Melonen für heiße Tage nach einem Witterungsumschwung in der Kippe landen.

Ein Punkt bleibt in der Öffentlichkeit meist unbeachtet. Es ist ein Teil des Geschäftsmodells, dass bei Großpackungen im Frischbereich davon ausgegangen wird, dass der letzte Teil einer 2-Kilo Tragtasche sowieso im Haushalt verdirbt. Damit ist ein Mengentreiber im Vertrieb gesichert.

Die Hemmschwelle, etwas weg zu werfen ist dann besonders niedrig, wenn ein Produkt sehr billig war.

Fritz Prem