Kolumn

Lebensmittel weg werfen

Letzte Woche ging eine Meldung in der Tagespresse durch die Corona-Berichterstattung beinahe unter:

Teuerste Fleischstücke, zart marmoriert mit ganz feinen Fetteinlagerungen, original verpackt und zwei Tage über der Aufbrauchsfrist, landeten in einer Müllverbrennungsanlage in Wien. Das Foto beweist, dass es mit den höchsten Gütesiegeln, die in Österreich möglich sind, ausgezeichnet war.

Also allerhöchste Qualität, mit der teuersten Produktionsmethode hergestellt und dann als Endziel der Abfalleimer und in weiterer Folge die Müllverbrennung.

Da ist die zwingende Frage der Vegetarierin berechtigt: Für so etwas muss ein Tier sterben?

Auch wenn hier menschliches Fehlverhalten mit im Spiel war und die Betroffenen dafür einen wirtschaftlichen Schaden in Kauf nehmen mussten – es ist ein Sittenbild unserer Gesellschaft.

Nicht tolerierbarer Teil landet in der Biotonne

Wir erleben es ja auch in unserer Branche, dass ein auf Dauer nicht tolerierbarer Anteil von auf den Feldern gewachsenem Obst und Gemüse im Abfall landet.

Wie die langjährigen Insider im Frischebereich wissen, rächt sich jede „Panne“ in der Abwicklung und führt das Produkt unweigerlich in den Verderb.

Wo wir aber zu sorglos mit der Ressource Lebensmittel umgehen, das ist jene Situation, wo ein „Wegschmeißen“ von einem Teil des Lebensmittels gewöhnlicher Teil des Geschäftsmodells ist.

Wegschmeißen als Teil vom Geschäftsmodell

Nehmen wir eine 2-Kilo-Tragtasche als Haushaltsmenge her. Jeder gute Markt- und Motivforscher weiß, dass bei zu großen Haushaltsmengen (wie zB. bei 10-er Packungen Frühstückssemmeln) im Durchschnitt mindestens die letzten 10 bis 20% oder mehr in die Biotonne wandern.

Mit dem Hintergedanken, dass jene 10 oder 20%, die in der Biotonne landen, auch verkaufte Mengen sind und sich im Umsatz und in der Marge niederschlagen.

Gedankenlos füllen wir weiterhin 2-Kilo Tragtaschen ab, weil das schon immer so war. Wir machen dies bis auf jene Jahre, wo durch Witterungseinflüsse das Angebot geringer ist. Dann ist es sehr wohl ein Mittel der Wahl, kleinere Packstücke ins Regal zu legen. Statt 1 Kilo Foodtainer nur 750 Gramm je Packstück, statt 2 Kilo in der Tragtasche nur 1,5 Kilo. Das geringere Angebot reicht dann eben länger, da meist sowieso nur eine Einheit pro Kauf an die Registrierkasse mit genommen wird.

Nachweislich ist damit auch der Verderb und damit der Abfall geringer.


Fritz Prem