Kolumn

New Deal

Jahreswechsel ist nicht nur die Zeit, um Jahresabschlüsse fertig zu machen. Es ist auch die Zeit, um längerfristige Entwicklungen im abgelaufenen Jahr (oder auch den Jahren davor) weiter zu denken und in die zukünftige Planung ein zu binden.

Ein interessanter Trend ist auf gefallen. Es ist die langfristige Preisentwicklung bei Äpfeln in Europa.

Wenn wir das Preisgefüge der letzten Jahre ansehen, dann war es am konventionellen Apfelmarkt so, dass jede Erntemengen-Ausgangssituation im Herbst die Fieberkurve beim Preis für die Saison vor gezeichnet hat. Wenn wir diese preislichen „Fieberkurven“ der letzten Jahre nebeneinander betrachten, so ist dies wie bei gefährlichen Immun-Defekten – eine regelrechte Achterbahn.

Mit der Tatsache, dass es die Teilnehmer in der Wertschöpfungskette beim konventionellen Apfel monetär voll trifft. Mit all den Folgen.

Aus der Marktforschung beim Schweinezyklus wissen wir, dass drei Prozent Überangebot beim Rohstoff einen Preisrückgang von zwanzig Prozent zwingend zur Folge hat.

Mit spürbar weniger „Achterbahn“ stellt sich der Preisverlauf bei Bioäpfeln dar. Der Preis ist zwar generell höher als bei der konventionellen Ware, aber die Differenz ist im akzeptablen Bereich. Warum aber schlagen Mengenveränderungen bei der Ernte hier nicht solche Preis-Kapriolen? 

Es gibt dafür mehrere Gründe. Zum einen ist vor allem bei den neueren Biokunden das Preisgefüge erst an dritter oder vierter Stelle ihrer Prioritätenliste für die Kaufentscheidung. Zum anderen ist es so, dass das Biogeschäft allgemein noch nicht so viele Jahrzehnte in alten Bahnen läuft – im so genannten bisherigen „Old Deal“. Hier ist vorwiegend der Spotmarkt das Zentrum und die Anbieter handeln fast ausschließlich nach der Regel „aktuelles“ Angebot und Nachfrage. Sie haben wenig Skrupel, den Preis weit unter den Produktionskosten in den Keller zu schicken.

Auf dem Biomarkt sind derzeit deutlich weniger Anbieter am Markt. Dies bei gleich vielen Aufkäufern (LEH und Diskont) wie am konventionellen Markt. Man geht daher eher auf Augenhöhe miteinander um. Dies ist eigentlich nur der kleinere Teil vom Unterschied.

Der ausschlaggebende Teil vom Unterschied ist, dass anteilig wesentlich weniger Menge über einen klassischen Spotmarkt den Weg zum Kunden findet.

Im „New Deal“ läuft anteilig wesentlich mehr über längerfristige Programme, über gemeinsam entwickelte Produkte, über eine wesentlich stärkere Identifikation mit dem Produkt selbst. Diese Programme laufen Jahres-übergreifend und haben daher nicht so sehr eine „Fieberkurve“ als Hintergrund.

Das ist das offene Geheimnis dieser Erfolgsgeschichte.


Fritz Prem