Kolumn

Importiertes Bioprodukt

Nach der Biofach kam diesmal vermehrt die Frage auf: Sind all diese Bio-Produkte, die weltweit angeboten werden, wirklich „echt“ Bio?

Zu dieser Frage muss festgehalten werden, dass bei der Kontrolle eines Bioproduktes nicht nur das Produkt selbst kontrolliert wird, sondern der gesamte Produktionsprozess einer Kontrolle unterzogen wird. Eine akkreditierte und dafür zertifizierte Firma übernimmt mit ihren Auditoren diese umfassende Aufgabe. Es reicht nicht, dass ein Produkt „nur rückstandsfrei“ ist.

Die Frage tut sich natürlich auf, ob eine Biokontrolle zB in Thailand, der Türkei oder Chile nach erfolgter Kontrolle auch die Garantie für ein „echtes“ Bioprodukt abgeben kann. Sind obendrein die BIO-Regeln weltweit gleich? Die Unsicherheit steht teilweise im Raum, dass möglicherweise nicht alle Kriterien ausreichend mit kontrolliert wurden.

Um hier eine schlüssige Erklärung zu erhalten, muss man den Denkprozess von der anderen Seite her beginnen. Weltweit gibt es derzeit zwei große Wirtschaftsräume, in denen Bioprodukte am Markt eine echte Bedeutung haben: Europa und die USA. Dazu entwickelt wurden die europäische Bio-Verordnung und die US-amerikanische Bio-Verordnung. Beide verbindlichen Spielregeln für den jeweiligen Wirtschaftsraum sind von der gleichen Ausgangslage aus gegangen und wurden vor einigen Jahren gegenseitig abgestimmt und da sie in allen wesentlichen Punkten gleich lagen, sogar gegenseitig anerkannt.

Somit ist die „rote Linie“ nach unten nicht nur für diese beiden Wirtschaftsräume fest gemacht, sie gilt eigentlich damit weltweit. Wenn jemand Bioprodukte in die beiden größten Wirtschaftsräume liefern will, dann muss er sich diesen definierten Spielregeln unterwerfen. Es geht sogar so weit, dass sich größere Bioproduzenten außerhalb dieser beiden Wirtschaftsräume ihre Zertifizierungen  bei renommierten Bio-Kontrollfirmen aus Europa durchführen lassen. Sie haben damit selbst eine Sicherheit, dass dieses Kontrollpaket den europäischen Anforderungen entspricht.

Ein europäischer Kunde sieht sich zB bei Bio-Gewürzen aus Übersee zuerst die Kontrollfirma an, bevor der nächste Schritt gesetzt wird. Soviel zur administrativen Kontrolle.

Das kriminelle Potential schläft natürlich auch im Biosektor nicht. Es ist lukrativ, rückstandsfreie konventionelle Ware mit einer Bio-Charge zu vermischen und sich einen erhöhten Gewinn ab zu holen.

Vertrauen ist im Biohandel nach wie vor das höchste Gut. Alteingesessene Bio-Vertriebspartner wissen um ihren Ruf und Glücksritter sind und waren der Branche immer schon suspekt. Somit wiegt dieser Teil des Geschäftes stärker als alles andere.

Fritz Prem