Kolumn

Lebensmittelhandel und Ökologie

Die „Macht“ vom Lebensmittelhandel wird sehr oft von den Lieferanten beklagt. Sie seien der Macht vom hoch konzentrierten LEH ausgeliefert. Macht kommt aber auch von machen, also etwas verändern können.

Der Blick auf den Beitrag des Handels zu mehr Ökologie beschränkt sich sehr oft nur auf Plastik-Vermeidungsstrategien und Einschränkung des Lebensmittleverderbs und des Wegwerfens von genießbaren Lebensmitteln.

Eine wesentliche Leistung des Handels im Bereich der Ökologisierung der Lebensmittelproduktion bleibt oft unbeachtet. Der Lebensmittelhandel hat mit seinen Kundenprogrammen wesentlich mehr zur Ökologisierung in der Produktion beigetragen als jede dafür zuständige Institution es je hätte tun können.

Der normale Vorgang bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln ist folgender. Die Lebensmittel- und Gesundheitsbehörde prüft das gesundheitliche Risiko eines Wirkstoffes auf Grund von umfangreichen Unterlagen. Wenn alles positiv läuft, dann gibt es meist für die nächsten 10 Jahre eine Zulassung mit Indikation und Höchstwerten bei den marktfähigen Produkten.

Die gesetzliche Seite

Damit ist für den Produzenten von gesetzlicher Seite für die nächsten zehn Jahre kein Zwang für eine Reduktion von Rückständen nötig. So wie es der Gesetzgeber vorgegeben hat, so gilt es für diesen Zeitraum.

Was aber in der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln möglich ist, da gehen die Sichtweisen leider oft diametral auseinander.

Der Lebensmittelhandel hat es mit seinen Kundenprogrammen in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren geschafft, Reduktionen bei Pflanzenschutzmittelrückständen um 50% und oft auf nur 10% des gesetzlichen Wertes ab zu senken. Dies unter Toben und Jammern der Produzenten, die dies anfänglich als komplett unmöglich erklärten.

Der Lebensmittelhandel

Nach einer „heißen“ Phase in der Kunden/Lieferantenbeziehung haben ausreichend Lieferanten ihre Pflanzenschutzprogramme so abgeändert, dass sie die Vorgaben der Kundenprogramme erfüllt haben. Es geht sogar so weit, dass die Produzenten die Mehrkosten dieser Umstellung auch „geschluckt“ haben – wie dies die Aufkaufspreise untrüglich dokumentieren. Zwar nicht ganz fair, aber es ist so.

Die Erkenntnis aus diesem Procedere: Macht haben ist nicht nur dazu da, um etwas zu verhindern, Macht haben bedeutet auch Veränderungen zu ermöglichen.

Auch wenn diese Veränderungen aus unterschiedlichen Motiven heraus geschehen sind – es gibt unzweifelhaft Gewinner. Auf der einen Seite die Konsumenten, die um das gleiche Geld ein Lebensmittel mit weniger Pflanzenschutzmittelrückständen erhalten und auf der anderen Seite die Umwelt, wo weniger Pflanzenschutz aus gebracht wird.


Fritz Prem