Kolumn

Ausgaben für Lebensmittel sinken kontinuierlich

Wenn wir die langfristige Entwicklung bei den Ausgaben für Lebensmittel im Vergleich zu den übrigen Konsumausgaben betrachten, dann müssen wir erkennen, dass unser Bereich zu den Verlierern zählt. Wenn vor einer Generation noch 50% des Haushaltseinkommens für Ernährung ausgegeben wurde und heute sind es gerade einmal 12%, so müssen wir offen zugeben, dass wir uns von der Steigerung der Kaufkraft kein größeres Stück herunter geschnitten haben.

Wenn wir die Gewinner der letzten Jahrzehnte ansehen, dann ist es so, dass ein durchschnittlicher Haushalt für das Auto und die Mobilität bereits mehr ausgibt als für das tägliche Essen. Die Sehnsucht in diesem Bereich wurde dahingehend geweckt, dass die dritte Sonderausstattung am Auto ohne weiteres ein paar Tausender mehr kosten kann.

Oder das Beispiel Freizeit und Reisen. Eine noch nie dagewesene Sehnsucht nach langen Urlauben und teuren Urlaubsreisen wurde zuerst geweckt und dann von der Freizeitindustrie gestillt. Kreuzfahrten boomen im zweistelligen Bereich.

Wir könnten die Betrachtung der Gewinner noch weiter fortführen. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben über Jahre hinweg gezielt Ur-Sehnsüchte geweckt, haben ihre Produkte mit Emotionen aufgeladen und sie als wertvoll und wichtig ins Unterbewusstsein der Konsumenten eingeschleust. Wenn die Sehnsucht einmal gefestigt ist, dann darf sie auch etwas kosten. Somit haben die Gewinner Jahr für Jahr in kleinen Schritten ihr Tortenstück am Gesamtkuchen der Ausgaben eines privaten Haushaltes vergrößert. 

Wo stehen wir mit unserer Obst- und Gemüsebranche? Unser Haupt-Wettbewerb besteht darin, bei einer Mindestanforderung an Qualität den billigsten Preis für den Konsumenten zu Stande zu bringen. Wir schaffen es damit, dass ein Haushalt für seinen Grundbedarf an Obst und Gemüse von Jahr zu Jahr weniger Geld ausgeben muss. Das Geld, dass er sich bei unseren Produkten erspart, kann er dann für eine Zusatzaustattung beim Auto ausgeben, für eine noch weitere Reise oder der Einfachheit halber für ein teures Mobiltelefon, dass im neuesten Trend liegt. Am Ende des Monats ist das verfügbare Geld sowieso ausgegeben.

Wenn wir ehrlich sind, so ist diese Entwicklung nicht in unserem Sinne. Die Frage ist, wer macht den Anfang, um den Wettbewerb in unserer Branche weg von den Billigst-Schäppchenjägern hin zu bewussten Genießern unserer Produkte zu gehen. Eines wissen wir alle: Guter Genuss darf seinen Preis haben!

Prem 46/2014