Kolumn

Solidarische Landwirtschaft

SOLAWI ist eigentlich nur Insidern ein Begriff. Es geht dabei um eine besondere Form des Handels mit Lebensmitteln direkt vom Erzeuger zum Konsumenten.

Bei SOLAWI geht es nicht nur um einen funktionierenden Hofladen, von dem Konsumenten aus der Region nach Belieben ihr benötigtes Obst und Gemüse besorgen.

SOLAWI ist eine längerfristige Kunden- und Erzeuger-Verbindung. Es geht dabei vor allem auch darum, dass der Konsument, der ja gleichzeitig Kunde direkt beim Erzeuger ist, sehr viel mitbekommt, wie sein Produkt erzeugt wird.

Der Erzeuger bietet ähnlich einem Zeitungs-Abo für einen gewissen (längeren) Zeitraum zu einem monatlichen Fixpreis den Bedarf an Obst und Gemüse an. Wenn das Angebot entsprechend vielfältig und die Produktqualität über 12 Monate im Jahr verfügbar und gut ist, dann sind ausreichend Stammkunden da.

Bei einer mehrtägigen fachlichen Reise zu diesem Thema konnten wir uns die Mechanismen und gelebten Spielregeln von mehreren SOLAWI-Gemeinschaften ansehen.

Als Außenstehender könnte man zuerst den Eindruck bekommen, dass es sich dabei um eine Clique von Aussteigern handeln könnte – es sind aber ganz „normale“ Bürger, die bewusst und qualitativ hochwertige Lebensmittel kaufen wollen. Bio als Produktionsweise ist bei allen besuchten Gruppen Mindeststandard.

In einer funktionierenden SOLAWI-Gruppe hat ein Bauernhof etwa 100 bis 140 Jahresanteile verkauft. Damit werden ebenso viele Haushalte übers Jahr mit Obst und Gemüse versorgt. Unsere Erkenntnis dazu: es ist kein Landausflug von ein paar Spinnern, sondern hoch professioneller Vertrieb von Obst und Gemüse.

Da es sich bei den Erzeugerbetrieben ausschließlich um Familienbetriebe im kleineren und mittleren Rahmen handelt, wo viel mit familieneigenen Arbeitskräften abgewickelt wird, ist das Einkommen nicht nur stabil, sondern auch gut.

Auf der Rückfahrt von dieser Reise waren die abgebrühten Handelsprofis in der Runde ein wenig nachdenklich. Eine noch nie erlebte Kundenbindung ist hier selbstverständlicher Grundbaustein des Geschäfts-Modells.

Herkömmliche Ab-Hof-Verkäufer und Hofläden waren sie bisher als Mitbewerber um die Gunst des Konsumenten gewohnt. Das hier war neu.

Im Grunde kann es überall funktionieren, wo Obst und Gemüse wächst und etwa 100 Haushalte in einem gewissen Radius für dieses Modell zu begeistern sind.

Es geht hier nicht um die Marge je Laufmeter Regal, wie viele dies gewohnt sind. Es gelten hier andere Erfolgsparameter.

Fritz Prem