Kolumn

Fernost – Export

Wir haben in Europa bei mehreren Lebensmittel-Produktionssparten eine strukturelle Überproduktion. Der Heimmarkt ist ausgereizt, grenzüberschreitende Verbringungen von Produkten in Europa gestalten sich auch immer zäher.

Als Beitrag der Politik gibt es in dieser Situation Delegations-Reisen mit begleitenden Maßnahmen in fernere Zielländer wie Japan, China, Indien, Irak und dergleichen mehr. Als erstes gilt es Zollhemmnisse und phytosanitäre Hemmschwellen zu überwinden. Im Anschluss ist im eigenen Land in Abstimmung mit den Außenhandelsstellen der betroffenen Länder die Erstellung der richtigen Ausfuhrdokumente in den zuständigen Stellen ein zu richten und die zuständigen Sachbearbeiter sind ein zu schulen. Sie müssen die richtigen Unterlagen anfordern und die entsprechenden Dokumente erstellen können. Um diese Prozedur einzugleisen vergeht  einige Zeit. Damit ist aber erst der formelle Teil auf Schiene. Dazwischen ist man aber draufgekommen, dass nur tierische und keine pflanzlichen Exportprodukte vorgesehen waren. Also noch einmal alles zurück an den Start und die Prozedur von vorne.

Parallel dazu sind die Marketingexperten und die Exportverkäufer gefordert. Sie sollten den Markt bereits bearbeiten und Kunden finden, bevor sie rechtlich überhaupt in der Lage sind, auch nur ein einziges Kilo in dieses Land zu verkaufen. Dies geht so weit, dass es für die Präsentation auf einer Lebensmittelmesse trotz aller Anstrengung nicht möglich war, einige Muster und Kostproben in das betroffene Land zu bringen.

Unsere Kollegen aus der Molkereiwirtschaft sind da schon einige Schritte weiter. Voller Euphorie haben sie während dieses Prozesses ihren Produzenten berichtet, dass ihnen demnächst die ganz große Welt offen stehen wird und sie in einen Markt hinein exportieren werden, der von der Aufnahmefähigkeit her alle Vorstellungen sprengt.

Die strukturelle Überproduktion und deren nachgelagerte Herausforderungen am europäischen Binnenmarkt seien weitgehend Geschichte.

Wie groß war die Frustration, als sie zur Kenntnis nehmen mussten, dass sie zwar Zugang zum Markt hatten, dass sie sich aber hinter einer langen Schlange anderer Lieferanten anstellen müssen, die schon lange vor ihnen da waren. Es geht wie immer auf solchen Märkten um „Weltmarktpreise“. Sie resultieren aus „Entsorgungsaktionen“ aus Regionen, die ebenfalls eine strukturelle Überproduktion haben. Somit verlagert sich der Zwang zu einer Strukturbereinigung eben nur auf den Druck aus einer anderen Ebene.

Fritz Prem 18/2016