Kolumn

Kaufrausch

Jedes Jahr unmittelbar vor Weihnachten gibt es das gleiche Bild: Wenn wir in den Warenhäusern stehen und dem Treiben eine Zeitlang bewusst zusehen, dann überkommt uns das Gefühl, dass demnächst eine Hungersnot ausbricht oder zumindest dass die Nachliefer-Logistik für drei Wochen ausfallen wird. Je länger wir uns das Gewühl ansehen, desto überzeugter sind wir, dass da schlimme Zeiten auf uns zukommen. So viele Leute können nicht irren – also hinein in den Tempel um zu schauen, was man noch kriegen kann, damit die eigene Sippe überlebt…

Wir könnten dieses Szenario um weitere zynische Bemerkungen ergänzen.

Ich lade Sie aber ein, mit mir Teilbereiche dieser Situation aus der Sicht eines Soziologen und eines Obst-Key-Accounters an zu sehen. Ein Universitätsprofessor für Soziologie erklärte mir, dass eine Durchschnittsfamilie um die Weihnachtszeit das meiste Geld zur Verfügung hat. Somit hat diese Familie um diese Zeit im Jahr auch das meiste Geld, um Wünsche zu erfüllen. Zu Weihnachten werden Gefühle wach, die wieder einmal einen Blick auf die „Wohlfühlzonen“ in unserem Leben  zulassen. Man kommt zur Erkenntnis, dass man seinem Partner oder seiner Familie übers Jahr zu wenig Zeit und Zuwendung zukommen ließ. Daher sind bei den Weihnachtsgeschenken die stärksten Umsatzzuwächse in jenen Bereichen, die Zeit und Zuwendungen kompensieren sollen.

Der Obst-Key-Acounter füllt in dieser Zeit genau den gegenteiligen Bereich aus. Seit Jahren muss er um die Weihnachtszeit  feststellen, dass zwar unmittelbar um die Feiertage das Geschäft läuft, er aber vier Wochen vor und zwei Wochen nach Weihnachten eher eine Flaute hat. Wenn die Kunden nach den Feiertagen drauf kommen, dass sie zwei Kilo zusätzlich auf den Hüften haben und sich ungesund ernährt haben, dann sind Obst und Gemüse wieder gefragte Produkte.

Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie mich im abgelaufenen Jahr in der Kolumne bei Fruchtportal.de besucht haben. Mir macht es wirklich Spaß, hier für Sie wöchentlich Episoden aus dem Tagesgeschäft, Insiderwissen, manchmal auch wissenschaftliche Analysen aus Markt- und Motivforschung, Trends und Prognosen zu interpretieren und alles mit einer kleinen Prise der Überzeichnung oder Untertreibung zu würzen und genießbar zu machen. Ich freue mich aber auch über die eine oder andere Rückmeldung in persönlichen Begegnungen, per Email oder Facebook. Vielleicht nutzen sie auch ab und zu die Kommunikation am Ende des Kommentars.

Ich wünsche Ihnen noch frohe Festtage und ein gutes neues Jahr mit viel Gesundheit und Erfolg.

Prem 51/2015