Kolumn

Es gibt Bananen!

Bei einer Stadtführung durch die wunderschöne Innenstadt von Dresden kamen wir im Residenzschloß vor einem Eintrittskartenschalter vorbei. Etwa 80 Personen stellten sich davor an. Auf die Frage einer Kollegin, ob sich hier immer so viele Besucher anstellen, meinte die etwas in die Jahre gekommene Stadtführerin launisch: Heute gibt es Bananen!

Da erinnerte ich mich an die Erzählungen von vor der Wende aus dem Osten Deutschlands. Der Staat hatte versucht, so ziemlich alles nach bester Möglichkeit für seine Staatsbürger zu planen und zu organisieren. Die Grundbedürfnisse waren weitgehend abgedeckt, nur mit dem Luxus für alle haperte es den Erzählungen nach ein wenig. Da entstand der Begriff: Es gibt Bananen! Diese Situation erkannte man daran , wenn sich an einer Ausgabestelle eine lange Schlange mit Menschen anstellte. So auch die nachgelieferte Erklärung der lustigen Stadtführerin.

Ich erinnere mich noch gut an einen jungen und aufstrebenden Mann, der unmittelbar nach der Wende in den Einkauf einer der größten westdeutschen LEH-Ketten wechselte. Seine Kollegen erzählten immer wieder die Situation, dass er sich nach dem Wechsel in die Zentrale vom Früchteeinkauf etwa 2 Wochen lang fast nur von Bananen ernährte. Ein Parade-Studienobjekt für einen Marketingexperten, der gerade das Thema Sehnsüchte und deren Befriedigung beackert.

Heute sind Bananen weltweit ein Standardprodukt im Obsthandel. Die Bananen machen mittlerweile in den Regalen genau so die Achterbahnen bei den Preisen mit, um die Kundenfrequenz kurzfristig zu steigern.

Trotzdem gibt es bei dieser Frucht einige Besonderheiten. Es gibt so gut wie keine Produktion auf der Nordhalbkugel, trotzdem ist sie dort eine der Hauptobstarten im Konsum geworden. Es gibt durch die Notwendigkeit der Nachreife im Verbraucherland so gut wie keine unerwarteten Produktionsschwankungen, alles läuft hier wie ein Uhrwerk ab.

Durch überbordende Exzesse in den Produktionsländern sind sowohl bei den teilweise verantwortungslosen Sozial- als auch den Umweltstandards vor allem bei der Banane Fair-Trade und Bio-Produkte als Reaktion darauf in kürzester Zeit überdimensional gewachsen.

Einige Punkte sind zusätzlich erstaunlich. Der Bananenkonsum ist konstant. Ein und die selbe Sorte wird weltweit für den Frischkonsum angebaut, so zu sagen ein Einheitsbrei.

Marketingexperten erklären mir immer das Gegenteil als Erfolgsrezept..

Eines steht fest: Es gibt Bananen!

 

Fritz Prem