Kolumn

Plastik go home

Plastik hat derzeit  nicht den besten Ruf. Das beginnt mit der Plastikverschmutzung im Meer und auf den Müllhalden. Dies geht weiter mit dem Image, dass Plastik ein Wegwerfartikel geworden ist.

Weiters ist es so, dass der Großteil vom derzeit hergestellten Plastik ein Erdölprodukt ist und mit seinem fossilen Ursprung sehr schlecht in den ganzen Umweltbilanzen ab schneidet.

Somit ist es ein gefundenes Fressen für weltweite Kampagnen, wo man gegen Umweltverschmutzung aufrüsten kann und einen großen Aufmerksamkeitswert erreicht.

Warum sind solche Kampagnen möglich?

Weil sich Hersteller von Kunststoffprodukten nur um die Produktion und den Verkauf kümmern und die ganze Geschichte nicht zu Ende denken. Lange Zeit war man der Auffassung, dass sich andere darum  kümmern sollen.

Darin liegt eigentlich der schlechte Ruf von Plastik begründet. Die Recycling-Quoten sind viel zu niedrig.

In der Verpackung von Lebensmitteln reagiert man auf diesen Trend. Plastik hat dabei eine Schlagseite bekommen. Papier und Karton sind derzeit die Aufsteiger der Verpackungsindustrie. Der längerfristige Trend in diese Richtung ist weiter vor gezeigt. Plastikverpackung hat in diesem Trend auch mittelfristig das Nachsehen.

Zwitterlösungen wie verrottbare Kunststoff-Folien sind genau genommen weder Fisch noch Fleisch. Obendrein verteuern sie die Verpackung spürbar.

Somit ist die Kunststoffbranche ganz besonders bei der Verpackung von Lebensmitteln gefordert. Bei frischem Obst und Gemüse haben sie nicht unbedingt die besten Karten.

So war es auch zu erwarten, dass die Lobbyisten der Kunststoffindustrie im Umfeld bemerkbar werden. Sie haben zum Beispiel das European Environmental Bureau (Dachorganisation von NGO's) dazu instrumentalisiert, um der EU-Kommission bei einem höheren Recycling-Grad eine massive Erweiterung von Plastik in der Verpackung von Lebensmitteln zu empfehlen. Welch eine Ironie.

Nicht genug damit, es lassen sich auch einzelne Mitglieder von Fach-Arbeitsgruppen in der EU-Kommission derart deutlich mit Argumenten pro Plastik aufladen, dass es beinahe schon peinlich ist.

Ein zurecht rücken von einem in die Schieflage gekommenen Image ist absolut legitim und notwendig. Nur so lange das Grundübel und die Ursache vom schlechten Image nicht rasch genug auf gearbeitet wird, ist eine Imagepolitur nicht besonders wirksam.

Plastik go home – entweder es kommt für eine Wiederverwertung zurück oder es wird nach Hause geschickt. Im herkömmlichen Sinne des Wortes.
 

Fritz Prem