Kolumn

Ausgaben für Obst: € 14,-

Jetzt wissen wir es: Die Ausgaben für Frischobst belaufen sich auf € 14,20 und für Frischgemüse auf € 13,50. Dies nicht pro Tag oder Woche, sondern pro Monat. Dies auch nicht pro Kopf, sondern pro Haushalt! Ein durchschnittlicher Haushalt hat in dieser Untersuchung pro Monat etwas über € 2.500,- ausgegeben.

Ich kann die alte Leier, dass unser Obst und Gemüse viel zu teuer sei, schon gar nicht mehr hören. Es wird immer mit den Mindestrentnern, den Alleinerziehern und den Menschen an der Armutsgrenze argumentiert, wenn Rabattschlachten des Lebensmittelhandels eine Rechtfertigung brauchen. Es haben ganz andere Spielregeln die Rabattschlachten ermöglicht oder notwendig gemacht. Auf der einen Seite der Lebensmittelhandel selbst, dem es fast nur um Marktanteile geht und die Marge erst an nachgereihter Stelle liegt. Zum anderen an den Lieferanten, die sich in eine Position hinein manövriert haben, wo sie in einem Spiel mit einem stark konzentrierten Lebensmittelhandel kein wirklicher Partner auf Augenhöhe sind. Somit ermöglichen sie mit ihrem Angebot relativ einfach Rabattschlachten bis zum Umfallen.

Meine Rechnung: würden die Ausgaben für Frischobst und Gemüse um 50% steigen, so würden sich die Gesamtausgaben bei den Haushaltsausgaben um etwa 0,5% verschieben.

Wie niedrige Preise eine Kundenschicht erziehen und formen ist mir in den letzten Tagen vor Augen geführt geworden. Ich war wandern in der wunderbaren Herbstlandschaft unserer Berge, bei traumhaft schönem Wetter, ja paradiesischen Zuständen. Als Quartier diente seit sieben Jahren immer zur gleichen Zeit das einzige 4-Sterne-Hotel in einem wunderschönen Naturpark. Das einzig auffallende war, dass es von Jahr zu Jahr billiger wurde. Es hat zwar in den letzten Jahren zwei Insolvenzen hinter sich, lässt aber kaum etwas zu wünschen übrig.

Interessant ist die Gästeschicht, die sich verändert. Bei diesem mit Abstand günstigsten Preis um diese Zeit sind immer mehr Erholungssuchende der gehobenen Mittelschicht angekommen. Sie haben es nicht mehr notwendig, nach dem „Urlaub“ beim Wirt ums Eck zu erzählen, wie sie auf den „Putz gehaut“ haben und was der Urlaub gekostet hat. Diese Mittelschicht hat durch das Verändern ihrer Freizeitausgaben mehr Geld für andere Dinge zur Verfügung.

Unsere Branche wird es nicht bekommen, wir sind ja mit Rabattschlachten beschäftigt.

Fritz Prem 33/2016