Kolumn

Luxusartikel

Als Feiertagslektüre habe ich genussvoll in einigen Publikationen von berühmten und teilweise auch umstrittenen Ökonomen geschmökert. Mit dabei waren Schumpeter, Smith, Sedlacek, Keynes, Friedman und andere. Vor allem bei einem Satz von Sedlacek bin ich gedanklich hängen geblieben:

„Und der erste Luxusartikel, der begehrt wurde, aber zum Glücklichsein nicht gebraucht worden wäre, war dieser Apfel im Garten Eden.“

Bei all den emotionalen Entwicklungen im Laufe der Menschheitsgeschichte, wo finden wir uns heute bei den Begriffen Luxusartikel und Apfel wieder? Der Apfel ist zumindest in Europa in Normaljahren im Überfluss vorhanden. Es gibt einen Wettlauf um den am billigst produzierten Apfel mit den geringsten Logistikkosten. Wenn dieser Apfel noch einen Schwellenwert an chemischen Rückständen nicht überschreitet und ein Mindestmaß an Aussehen und Geschmack erreicht, ist der Anbieter im „Rennen“ um die Gunst der Konsumenten.

Bei dieser Langfrist-Strategie der Obstbranche wundern wir uns, warum der Apfelkonsum in Europa Jahr für Jahr um 2% zurück geht. Relativ schöne, billige Äpfel in 2-Kilosäcken – wir tun doch alles, was sich Konsumenten wünschen und trotzdem sind sie mit unserem Produkt anscheinend nicht glücklich.

Wenn ich den Ökonomen Sedlacek ein wenig eigenwillig interpretiere, so ist es für einen Luxusartikel nicht unbedingt notwendig, dass er glücklich macht, sondern dass er aus irgendeinem Grund begehrt ist. Wir haben es in der Obstbranche anscheinend geschafft, unser Produkt immer weniger begehrt zu machen. Vom Anspruch, dass unser Produkt obendrein noch glücklich macht, davon haben wir uns anscheinend schon länger verabschiedet.

Aus all diesen Gedankengängen bin ich eigentlich heute bei einem Gang durch die Obst- und Gemüseabteilungen einiger Supermärkte wieder herausgekommen. Es gab ausnahmslos gut gepflegte Frischeabteilungen. Für jeden Bedarf war etwas dabei. Für den „Verdauungstrakt-Vollstopfer“ Äpfel um 75 Cent je Kilo oder Tomaten um 1,39 Euro je Kilo, aber auch für den „Feinstpitz“ 600 Gramm Äpfel zu 2,29 Euro und 200 Gramm Tomaten zu einem Kilopreis von (umgerechnet) 8 Euro. Da können wir gerne wieder darüber diskutieren, ob unsere Produkte der Hauch von Luxus umweht.

Als abschließende Betrachtung der ersten Kolumne im neuen Jahr: wir wissen, dass in den nächsten Monaten die mit Abstand umsatzstärksten Monate im Kernobstbereich vor der Türe stehen. Ich wünsche ihnen dabei ein gutes Gelingen!

Winterforellenbirnekomp
Foto: Claudia Freiding, Kernteam

Fritz Prem 01/2017