Kolumn

Neue Züchtungen

Der Züchter einer Obst- oder Gemüsesorte finanziert seine Arbeit durch den Verkauf oder die Einhebung von regelmäßigen Lizenzgebühren. Die internationale Gesetzgebung hat dafür einen Rahmen geschaffen. Das ist gut so.

Wenn wir uns aber die weitere Entwicklung von Züchtungen mit Lizenz ansehen, so gibt es dabei sehr unterschiedliche Wege.

Weltweit der „Klassiker“ unter den Lizenzsorten ist Pink Lady. Eine Gruppe von marketing-affinen Personen formte um die Neuzüchtung Cripps Pink den Markenartikel Pink Lady. Dies mit sehr rigiden Regelungen und Verpflichtungen. Die Saat ist aufgegangen, Pink Lady ist derzeit weltweit die Cash Cow der Apfelbranche.

Viele haben versucht, dieses Erfolgskonzept zu kopieren – beinahe für ebenso viele ist es ein Versuch geblieben.

Eine weitere Möglichkeit ist es, dass Züchter ihre Lizenzen nach strategischen Überlegungen und/oder nach regionalen Gesichtspunkten vergeben. Ihnen ist eigentlich der Vertrieb der Früchte egal, wichtig sind möglichst viele verkaufte Lizenzen.

Da nimmt gerade eine interessante Entwicklung ihren Lauf. In den USA wird mit Honeycrisp und Konsorten gerade der breite Zugang zu geschmacklich anspruchsvollen Kunden gefunden. Dies befeuert den Premiummarkt preislich ordentlich nach oben. Alle verdienen gutes Geld damit.

Der nächste Stern steht gerade in den Startlöchern. Es werden in einer Pflanzsaison 5 Millionen Bäume dieser neuen Sorte aus gepflanzt. Der Züchter hat damit sein Geld gemacht. Die Insider und Branchenkenner schätzen, dass ein so gewaltiger Start sogar für einen gesamt amerikanischen Markt eine Überforderung ist. Die Bruchlandung ist vorprogrammiert, da sich niemand um eine Koordination der Vermarktung der Früchte angenommen hat. So zu sagen „managt“ diese Sorte niemand.

Es wird in diesem Falle so kommen, dass der Lebensmittelhandel wie eine Horde von Hyänen über das Produkt herfallen wird. Jeder wird versuchen, das beste Stück zu erwischen, bis alles komplett zerfleischt ist. Somit ist ein aufgehender Stern schneller verglüht als er aufgehen konnte.

Vor Kurzem haben Sorten- und Klubexperten in einer hochrangigen Diskussionsrunde genau dieses Experiment erörtert. Ihre Erkenntnis war: Sollten wir in Europa eine geschmacklich ähnlich gute Sorte zur Verfügung haben, dann wird ihr Siegeszug nur in einer „gemanagten Form“ möglich sein.

Das heißt im Klartext, dass Einzelhändler immer schwerer an Erfolgsgeschichten herankommen, wirkliche Partner sind in Zukunft gut organisierte Erzeugerorganisationen.

 

Fritz Prem