Kolumn

Lebenslange Weiterbildung

Lebenslange Weiterbildung ist eine Grundvoraussetzung unseres gesellschaftlichen Lebens. Dabei denken wir in erster Linie an neue Methoden im Bereich der Persönlichkeitsbildung, des Marketings, und manchmal auch in neuen Wissenschaften, die es vor etlichen Jahren noch gar nicht gab.

Wir übersehen dabei sehr oft, dass in unserem ureigenen Beruf unser erlerntes Wissen oder Handwerk auch eine Halbwertszeit hat.

Dies beginnt in der Produktion, wo sich Rahmenbedingungen rasch verändert haben, wie zum Beispiel Umweltauflagen, neue Erkenntnisse im Bodenmanagement und im Humusaufbau (und somit in der CO²-Bindung) und vieles mehr.

Eine deutliche Veränderung in eine umgekehrte Richtung finde ich in den Obst- und Gemüseabteilungen unserer Lebensmittelgeschäfte. Wo früher echte Verkäuferinnen und Verkäufer im Geschäft standen sind heute Regalpflegerinnen beschäftigt. Hinter der modern klingenden Berufsbezeichnung steht eigentlich eine Hilfskraft, die darauf getrimmt ist, in möglichst rascher Zeit die Regale mit Nachschub aus dem Kühllager auf zu füllen. Diese haben im Gegensatz zu ihren Vorgängern in dieser Sparte sehr oft kein spezielles Fachwissen  und kennen zum Beispiel ohne Etikett einzelne Apfelsorten nicht mehr auseinander. Sie haben keine Zeit, einem Kunden die Besonderheiten einer Sorte zu erklären, da sie ja einen Knochenjob zu erledigen haben.

In diesem Rahmen wundert es mich auch nicht, dass Regalpfleger sehr empfindliche Obstsorten ganz einfach wie Kartoffeln in ein Regal leeren und damit im letzten Glied der Kette vor dem Konsum eine mühsam gehütete Qualität mit einem Schlag zu Nichte machen. Mir blutet das Herz, wenn ich solche Aktionen zufällig mit ansehen muss.

Zur Ehrenrettung der Abteilungsleiter muss ich sagen, dass es auch Obst- und Gemüseabteilungen in ein und derselben Kette gibt, die sich wie Tag und Nacht unterscheiden. Überall dort, wo das Herz mit dabei ist, sieht die Abteilung sehr einladend aus.

In vielen anderen Bereichen der Wertschöpfungskette gibt es Bewegung im Bereich der berufsbegleitenden Weiterbildung und Wissensergänzung. Die Weiterbildung und Wissensergänzung bei Regalpflegerinnen findet fast immer hausintern statt und ist auf Leistung Colli je Stunde ausgerichtet. Solange es Selbstbedienung gibt, wird die Ware für sich selbst sprechen müssen und Leistung in diesem Bereich an logistischen Eckpunkten gemessen werden.

Als ein im innersten Herzen qualitätsorientierter Teilnehmer an diesem Markt bin ich in diesem Punkt ein wenig ratlos.

Prem 19/2015