Kolumn

Ökologisierung

Bei der letzten Parlamentswahl in Österreich gab es einen eindeutigen Trend. All jene Parteien, die den Klimaschutz und die Ökologisierung als oberste Priorität in ihren Programmen hatten, waren die eindeutigen Sieger. Jene Parteien, die ihre Prioritätenliste von den letzten Wahlen weiter geschrieben haben, wie Ausländerfeindlichkeit und Angst vor Asylanten, sind massiv abgestürzt.

Der Zeitgeist bleibt nicht nur bei der Politik stehen. Er greift schön langsam aber sicher auf alle Lebensbereiche über. Dies erfasst nicht nur die Mobilität (am Beispiel Identitätskrise der Autoindustrie) oder das Freizeitverhalten (sanfter Tourismus versus Massenauflauf).

Auch die Ernährung bleibt von diesen Einflüssen und dem sich verändernden Zeitgeist nicht verschont. Die Nahrungsmittelproduktion wird sich weltweit in zwei Strömungen aufspalten. Billigste Massenproduktion für Regionen in der Welt, denen es am Wichtigsten fehlt.

Auch wenn es menschenverachtend ist: Im reichen Viertel dieser Welt wird in der Lebensmittelproduktion ein Trend Richtung Ökologisierung und klimaschonender Produktion unaufhaltsam sein.

Berufskollegen aus der Produktion beklagen, dass ihnen der Mehraufwand aus einer naturnaheren Produktion vom Markt nicht zusätzlich abgegolten wird. In den emotionalen Diskussionen zu diesem Thema müssen sie aber erkennen, dass ein Preis an den Produzenten kaum mit dem Verkaufspreis im Supermarkt oder beim Diskonter zusammen hängt. Dies läuft nach andern Spielregeln ab. 

Es mag überheblich klingen, aber die Realität ist, dass sich z.B. generell um 20% höhere Lebensmittelpreise auf die gesamten Ausgaben eines Haushalts im Durchschnitt mit etwa 2,5% auswirken.

Es muss nicht alles Bio sein. Auch in der konventionellen Produktion gibt es seit einigen Jahren Pflanzenschutzprogramme, die am Ende der Produktion das genussreife Produkt so gut wie frei von Pflanzenschutzmittel-Rückständen erbringen. Projekte mit Babyfood-Standard im Obst- und Gemüsebereich sind in ganz Europa erfolgreich im Kommen.

Es geht also doch. Der Handel ist dazu aber sehr oft noch ein wenig zu träge. Da mit dieser ressourcenschonenderen (und teureren) Produktion der Gesamtbedarf nicht im Handumdrehen versorgt werden kann, hat man ein Problem. Wie erklärt man dem Stammkunden, dass man plötzlich zwei Kategorien konventionelles Obst und Gemüse im Regal hat? Eines, das klimaschonender produziert wurde und damit ein wenig teurer ist und eines, das wie bisher produziert wurde. Ist damit das bisher Produzierte weniger gesund?

Fritz Prem