Der österreichische Biopionier Werner Lampert ist verstorben. Mit dem nötigen Maß an Ehrfurcht blicke ich auf sein Lebenswerk zurück.
Er war der entscheidende Motor in der österreichischen Bioszene. Dass wir heute in den Regalen der Vollsortimenter und Diskonter knapp 18 Prozent aller Äpfel, die verkauft werden, aus biologischer Produktion stammen, lässt sich erklären. Ein Höchstwert, den es nirgendwo sonst in Europa gibt.
Ich hatte die Möglichkeit, zeitgleich zu seiner Entwicklung im Handel von der Seite der Produktion seine Gedankengänge zu verstehen und größtenteils mit zu gehen.
Wie war es möglich, dass eine Einzelperson der wesentliche Faktor für einen derart hohen Bioanteil im Lebensmittelhandel sein konnte?
Werner Lampert hat beim damals größten Vollsortimenter die Chance bekommen, mit dem Aufbau einer eigenen Biomarke und Bioabteilung den Verkauf von Bioprodukten aus den kleinen Bioläden und Reformhäusern heraus zu holen und dort hinzu verlagern, wo der Großteil der Konsumenten ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln abholt.
Kurz bevor er sich mit diesem Vollsortimenter überworfen hatte, verkaufte diese Bio-Handelsmarke fast 80 Prozent aller Biolebensmittel im Lande.
Mit dem Eigentümerwechsel bei diesem Vollsortimenter war seine Motivation eine andere. Er beendete überraschend seine Generalverantwortung für die größte Biohandelsmarke des Landes.
In den nächsten zwei Jahren schien er wie vom Erdboden verschluckt.
Plötzlich tauchte er beim größten Diskonter des Landes mit einem neuen Konzept für eine eigene Bio-Handelsmarke auf. Die etablierten Biovertreter erklärten ihn für verrückt. Wie kann er nur mit einem Diskonter Bioprodukte „verramschen“.
Seine Idee war simpel und wirkungsvoll. Er erreichte damit eine große Konsumentenschicht, die bis dahin mit Bio so gut wie nichts am Hut hatte. Seine zentrale Überlegung war aber, dass Bioprodukte zwar in der Produktion und damit im Großhandelspreis teurer waren, dass aber ein Diskonter durch seine interne Logistik mit weniger Marge zurecht kam. Seine Überlegung war, dass damit für die typischen Diskont-Kunden Bio auch attraktiv wurde.
Er entfachte damit bewusst einen Wettbewerb zwischen zwei ganz wichtigen Lebensmittelhändlern des Landes. Dass der Dritte der großen Drei im Lande dabei nicht zusehen konnte, steht in den Geschichtsbüchern. Auch für die Produzenten war es eine Herausforderung, mit diesem gezündeten Bio-Turbo um zu gehen und durch Wettbewerb den Bioanteil in unbeschreibliche Höhen zu treiben.
Für die Verkäufer der Produzenten erforderte es viel Fingerspitzengefühl, einen Wettbewerb mit zu gestalten, der manchmal gerade noch an der Grenze des erträglichen war.
Es hat dabei anscheinend niemand einen gravierenden Fehler gemacht, das Ergebnis steht fest: der höchste Bioanteil in den Regalen des Lebensmittelhandels in Europa!
Fritz Prem