Kolumn

Alles neu (macht der Mai)

Die Corona-Zeit und deren behördliche Einschränkungen zeigen im wirtschaftlichen Bereich bereits  die ersten Vorzeichen der Veränderungen in der Gesellschaft.

Als erstes sichtbar war es bei den Getreide-Mühlen und ihrem Kundensegment Bäckereien. Hier sind nach den ersten Hamsterkäufen die Mehllieferungen um bis zu 60% eingebrochen. Es wird erst bewusst, wie viel neben dem lebensnotwendigen Segment Brot die Laufkundschaft an „Nebenprodukten“ im Vorbeigehen mit genommen hat. Dieses Geschäft fehlt auf Grund des eingeschränkten Ausganges.

Die Dramatik kommt erst

Vorstandsvorsitzende von großen Handelshäusern schildern in der Tagespresse beinahe mit Tränen in den Augen ihre dramatische Situation vor dem Abgrund. Renommierte Betriebe sind bereits in die Insolvenz geschlittert und haben in den letzten Tagen ihren Eigentümer gewechselt. Die Liste der Beispiele wird noch länger werden.

Die Entwicklungen in unserer Frischebranche werden ebenfalls viele Kunden- und Lieferantenstrukturen nachhaltig verändern. Wenn Einkäufer nach wie vor der Meinung sind, dass sie erfolgsgetrieben die Lieferanten auspressen müssen, dann werden sie sich demnächst neue Lieferanten zu neuen Konditionen suchen müssen. Ob dann Rabattschlachten auch so einfach zu führen sind, werden wir sehen.

Kostenwahrheit wird zur Überlebensfrage

Wenn Lieferanten nicht in der Lage sind, ihren Kunden den Mehraufwand durch die Sondersituation zu erklären, dann wird ein schmerzlicher Ausgang ihrer Entwicklung vor gezeichnet sein.

Es wird aber auch in den Vertriebsstrukturen augenscheinliche Entwicklungen geben. Der Online-Handel besteht gerade seine Feuertaufe. Ökologisch sinnvolle Lieferwege und Paketdienste treten plötzlich vor den Vorhang und werden vor allem den Non-Food-Handel nachhaltig verändern.

„Handgestrickte“ Online-Plattformen werden wieder gehen, wie sie jetzt kommen. Die hoch professionellen Online-Plattformen werden nach dieser Feuertaufe stärker sein als je zuvor und sie werden den stationären Handel nachhaltig entlasten – also Marktanteile verschieben.

Eine Frage der Liquidität

Es ist so, dass derzeit nach außen hin oft nicht sichtbar ist, wie Kunden und Lieferanten in ihrer Liquidität aufgestellt sind. Versicherungsanstalten, die bisher Ausfalls-Versicherungspolizzen verkauft haben, werden ihre Konditionen relativ bald evaluieren.

Wenn sich bisher die Insolvenz eines großen Betriebes und die daraus folgenden Insolvenzen vor gelagerter Wirtschaftspartner im Rahmen gehalten haben, so wird die Politik ordentlich gefordert sein, Auffangnetze in dieser einmaligen Krise zu bauen.

Trotz allem hängt es am Kapitän und am Steuermann eines jeweiligen Schiffes/Unternehmens, lebend durch diesen Sturm zu kommen.

Fritz Prem