Kolumn

Konsumrückgang

Bei der diesjährigen Prognosfruit war wieder einmal ausreichend Zeit, um sich mit Experten aus ganz Europa über zukünftige Trends am Apfelmarkt aus zu tauschen.

In meinen Augen das brennendste Thema war: warum geht der Apfelkonsum in Europa jährlich um knapp 2% zurück, während es im Gemüsebereich zur gleichen Zeit Produkte mit Zuwächsen gibt. Ein Lösungsansatz, wie beim Apfelkonsum eine Trendumkehr ein zu leiten wäre, war die Darstellung von Klubsorten und deren Konzepte. Wenn man die Summe aller Klubsorten plus den Biosektor zusammenrechnet, so kommen diese beiden Sektoren am deutschen Markt auf beinahe 20% Marktanteil. Diese beiden Sektoren sind die einzigen, die Mengenzuwächse erzielen.

Quer durch alle Vortragenden zog sich aber ein roter Faden. Unsere Äpfel im Geschäft schmecken nicht ausreichend gut. Sie laden daher nicht zum Wiederkauf ein – bis auf die erwähnten beiden Sektoren.

Wenn wir den Geschmack beim Apfel als Allgemeinbegriff ein wenig näher betrachten, so führten vor allem die Experten der Klubsorten aus, dass sie anscheinend sehr genau um die Stärken ihrer Produkte Bescheid wissen und dieses Wissen gezielt am Markt einsetzen. Für mich war die indirekte Botschaft aus diesen Statements: ihr Produzenten und Vermarkter von Standard-Äpfeln wisst nicht Bescheid, ob sich euer Produkt überhaupt vom Mitbewerb unterscheidet (Beispiel eines Referenten: deutscher, holländischer oder polnischer Jonagold). Solange ihr das gleiche Produkt anbietet wie der Billigstanbieter, warum wollt ihr dann mehr Geld dafür bekommen – eine starke Botschaft!

Eine andere Botschaft war einfacher zum Annehmen: die Tatsache, dass eine Produktpflege vorwiegend durch Vorgaben des Logistikers keinen unbeschreiblich guten Geschmack für Äpfel aus dem Supermarkt zulässt - dies wurde zustimmend aufgenommen. Mittelmäßiger Geschmack einer an und für sich guten Apfelsorte hat viele Gründe, die wir alle fast lückenlos kennen. Trotz allem werden auch weiterhin die Prioritäten für Ernte und Behandlung der Äpfel nach anderen Kriterien erfolgen als die der Geschmackoptimierung.

Eine Bemerkung zu diesem Thema  von einem Südtiroler Kollegen über den Geschmack neuer Apfelsorten: „Wenn wir Gala vor Beginn seiner Einführung den gleichen Ausscheidungskriterien wie heute bei den neuen Apfelsorten unterworfen hätten, so hätte diese Sorte den ersten Geschmackstest nicht überstanden.“ Sie ist aber heute eine Weltsorte geworden. So sind Geschmäcker eben verschieden. 

Fritz Prem 26/2016