Kolumn

Steuersenkung in Krisenzeiten

All jene, die die wissenschaftlichen Publikationen eines John Maynard Keynes nicht vollständig und sinnerfasst gelesen haben, fordern Steuersenkungen in Zeiten von explodierenden Konsumentenpreisen.

Die Umsatzsteuer von Diesel und Benzin muss runter. Nach Preissteigerungen bei Obst und Gemüse kommt ein Ruf und die Forderung nach einer Mehrwertsteuersenkung bei Lebensmitteln, damit Lebensmittel auch für arme Leute erschwinglich bleiben.

Steuersenkung auf Güter des täglichen Bedarfes

Ernüchternd muss man feststellen: eine Steuersenkung auf Güter, die beim Preis nicht staatlich reguliert sind, bringt außer dem Staat weniger Einnahmen, rein gar nichts.

Sehen wir uns doch die Preisfindung für den Endverkaufspreis an den Konsumenten an. Die Aufgabe des Handels ist es, ein Produkt in einer standardisierten Qualität zum bestmöglichen Preis ein zu kaufen. In der Kalkulation sind Steuern, Abgaben und Fixkosten drauf zu rechnen.

Danach lotet jeder gute Unternehmer aus, welchen Endpreis die potentiellen Käufer gerade noch zu zahlen bereit sind. Dort wird sich der Verkaufspreis festigen. Das geht bei einem guten Produkt so weit, dass Kunden grundsätzlich (für einige wenige Produkte) ein „Preisband“ im Hinterkopf abspeichern.

Gehen wir davon aus, dass 1 Liter Benzin an der Zapfsäule bisher € 1,49 gekostet hat und die Autofahrer fahren trotzdem zur Zapfsäule und tanken (mit großem Murren) ihr Fahrzeug voll, dann gilt dieser Preisrahmen am Markt als „angenommen“.

Einziger Verlierer ist der Finanzminister

Wen jetzt der Fall eintreten würde, dass der Finanzminister sich durch eine Steuersenkung für die nächste Wahl Stimmen kaufen möchte, dann wird der Treibstoff bei gleicher Kalkulation an der Zapfsäule kurzfristig billiger.

Welcher erfolgsorientierte Unternehmer lässt gerne Geld am Markt liegen, wenn für dieses Produkt der Preisrahmen bereits auf akzeptierte € 1,49 „aufgedehnt“ ist? Das Ergebnis in diesem Beispiel ist eine Preisanpassung in kurzer Zeit an der Zapfsäule auf € 1,49 – dies trotz einer abgesenkten Steuerbelastung. Die Kunden fahren trotzdem weiterhin zur Zapfsäule und tanken gleich viel wie vorher.

Umgelegt auf unsere Frischebranche würde dies heißen: nicht die Konsumentenverbände sollten eine Steuersenkung auf Lebensmittel fordern, sondern der Handel. Er hätte damit wieder mehr Spielraum bei der Akzeptanz der Endpreise.

Obendrein sind wir weit weg von staatlich regulierten Lebensmittelpreisen und jeder Mensch muss wie beim Tanken eine gewisse Menge an Lebensmitteln zum Lebenserhalt kaufen.


Fritz Prem