Kolumn

Wertschöpfungskette – wer bekommt wie viel

Die Wertschöpfungskette im Fruchthandel beginnt beim Produzenten, der Nächste ist der Lagerer, Sortierer, Verpacker und Aufbereiter. Der Großhändler, der Logistiker, möglicherweise eine weitere Vertriebsplattform, der Lebensmittelhandel und der Konsument, bis die Wertschöpfungskette an der Registrierkasse endet. Des Öfteren vereint ein und dasselbe Mitglied der Wertschöpfungskette mehrere Funktionen.

Es gibt auch hier in einer von uns gelebten Marktwirtschaft niemanden, der ganz oben sitzt und die Preise nach unten verbindlich vorgibt. In der aktuellen Preisfindung haben die Kosten eines Produktes kurzfristig keine Relevanz. Zu diesem Zeitpunkt sind nur das Angebot und die Nachfrage für den Preis verantwortlich, zu dem ein Produkt den Eigentümer wechselt.

Angebot und Nachfrage entstehen nicht von selber. Es ist für einen Verkäufer und einen Einkäufer essentiell, dass er das Angebot bzw. die Nachfrage im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten mit formen kann. Damit definiert er auch seine Position im Tagesgeschäft im Zuge der Preisfindung.

Es gibt genaue Studien, wer wie viel (sogar auf den Cent genau)vom Erlös an der Registrierkasse innerhalb der ganzen Wertschöpfungskette für sich in Anspruch nimmt. Dies ist informativ, hat aber keinen Einfluss auf die tatsächliche Preisfindung.

Ein alter Fuchs in unserer Branche stellte mir einmal eine Frage: Wie ist das, wenn Du eine Wurst in deinen Händen hast und ich gehe hin und schneide mir drei Scheiben herunter, obwohl du es nicht willst. Danach gehe ich wieder hin und schneide mir nochmals mehrere Scheiben Wurst herunter bis die Wurst zu Ende ist, obwohl du es noch immer nicht willst. Wer ist schuld, dass Du am Ende keine Wurst mehr hast? Es ist nicht die Politik, es ist nicht der Zeitgeist oder Konsumtrend aus Meinungsumfragen, nicht der Berufsverband, schon gar nicht die schlechte Konjunktur.

Ich wünsche mir, dass der eine oder andere in unserer Branche die Spielregeln des Marktes wieder auswendig lernt, um zu wissen, wie längerfristig Angebot und Nachfrage entstehen. Am bitteren Ende soll er nicht erkennen, dass er seinen Sektor an den Rand des Ruins geführt hat.

Mein Credo aus einer langjährigen Erfahrung: Derjenige, der die Wertschöpfungskette steuert, der verteilt auch die Margen innerhalb der Wertschöpfungskette. Und niemand anderer.

Prem 47/2014