Kolumn

Heidelbeeren

Markt- und Motivforscher bemühen sich, Konsumtrends zu erforschen. Sehr oft reicht auch eine gute Beobachtungsgabe, um sich verändernde Vorlieben der Konsumenten zu ergründen.

Der Snack-Bereich und das „Zwischendurch-Naschen“ sind ein lukratives Geschäftsfeld. Dazu ein Erlebnis vom Wochenende.

Eine Hochzeitsfest auf dem Lande ist meist ein großer Event. Es gibt im Vorlauf zur Trauung und mit der Hochzeitstafel im Anschluss viele und ausgewählte Speisen und Getränke zum Konsumieren. Traditionell gibt es für „Zwischendurch“ Mehlspeisen, Kleinbäckerei, Knabbereien und verschiedene Obstarten zur Auswahl. Der Experte würde sagen: ein Angebot „ad libidum“.

Bei den Obstarten haben sich verschiedene Trends entwickelt. Wichtig ist, dass die Früchte gut schmecken und die passende Genussreife haben. Weiters ist wichtig, dass die Früchte beim Verzehr nicht zu stark tropfen oder „safteln“, dass sie auf den schönen Kleidern keine Spuren hinterlassen.

Bei den letzten Hochzeitstafeln waren kleine Fruchtkörbe mit verschiedenen Früchten eingestellt. Neben Äpfeln, Birnen, Bananen und Tafeltrauben waren erfahrungsgemäß bereits 50% der Menge mit Heidelbeeren bestückt. Heidelbeeren kann man zwischendurch naschen und merkt dabei gar nicht, wie viel man davon schon verdrückt hat.

Auffallend war, dass die Heidelbeeren trotz größerem „Angebot“ von der Menge her als erstes weg waren. Der Vorteil der Kulturheidelbeeren ist, dass es geschmacklich wirklich gute Sorten gibt und dass sie keine blauen Flecken hinterlassen.

Wenn wir zum Gesundheitswert von Heidelbeeren recherchieren, dann kommen wir auf teils absurde Sichtweisen, wie: „Zumindest in der Laborschale wurde es nachgewiesen - Heidelbeeren können im Darm entzündungshemmend wirken. Jetzt müssen die Substanzen der Früchte aber noch in Tablettenform überführt werden“.

Dies klingt ähnlich, wie die Ansätze, wo Bananen geschält und in Plastik verpackt angeboten werden, wo Tomaten aufgeschnitten und ebenfalls in Plastik verpackt werden.

Wo ist das Gefühl hingekommen, dass wir Früchte trotz immer stärkerer Urbanisierungsrate der Gesellschaft so essen können wie sie die Natur liefert? Wo wir den Geschmack und die Energie der Natur noch unverfälscht in uns aufnehmen können? Ein großes Fest braucht kein Convenience.

Die Beobachtungen auf der Festtafel stimmen mich optimistisch. Die Früchte haben alle anderen angebotenen Süßigkeiten aus dem Feld geschlagen. Sie waren in der Beliebtheitsskala uneingeschränkt obenauf.

Heidelbeeren waren die Spitzenreiter in der Gruppe der Sieger.

Fritz Prem