Kolumn

Moderner Ablasshandel

Der Klimawandel – ein Streit unter Experten, ob er stattfindet oder nicht. Bei aller Expertise der so genannten Experten, die Produzenten von Feldfrüchten wissen es seit einiger Zeit mit Gewissheit: Das Klima ändert sich.

Schadorganismen, die vor zehn oder fünfzehn Jahren noch zwei Generationen pro Jahr hatten, bringen es derzeit auf drei Generationen. Schadinsekten, die auf Grund von notwendigen Temperatursummen bei uns nicht heimisch waren, haben sich bei uns etabliert.

Ganz zu schweigen von den Starkregen und dazwischen längeren Trockenphasen. In der Generalbetrachtung haben wir wahrscheinlich trotzdem annähernd gleich viel Jahresniederschlag.

Wenn eine Veränderung außer Streit steht, dann geht es darum, was dagegen zu tun ist. Die Treibhausgase sind relativ rasch als Übeltäter fest gemacht.

Da hat sich die Politik dazu was feines ausgedacht. Jene „Übeltäter“, die mehr Treibhausgase verursachen als sie wieder in die Natur einbinden, kaufen CO2-Zertifikate von jenen Projekten, die eine Verringerung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre rechnerisch nachweisen können.

So weit, so gut. Da geht es dann darum, dass ein Verursacher in Mitteleuropa von einem neu errichteten Wasserkraftwerk in Honduras Zertifikate erwirbt und damit seine eigene „Sauerei“ vor der Haustüre rein wäscht. Oder ein weiterer Emittent von CO2 erwirbt von einer neu errichten Biogasanlage in Südostasien Zertifikate und hat damit seine „Seele“ rein gewaschen.

Dies ist eine politische Vorgangsweise, die zu einem modernen Ablasshandel pervertiert.

Die natürlichste Form, Kohlenstoff in die Natur wieder zurück ein zu bauen ist über den Humusgehalt im Boden und über Wälder und deren Holzvorrat.

Da beginnt es sich ein wenig zu spießen. In intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen ist aktiver Humusaufbau extrem schwierig. Bei Obst-Dauerkulturen ist es durch den Einsatz von Fungiziden und Herbiziden fast nicht möglich. 

Bekannte Fungizide reduzieren nicht nur den Pilzbefall auf der Kulturpflanze. Durch den Eintrag auf den Boden reduzieren sie unter anderem auch die Artenvielfalt jener Bodenpilze, die für den Humusaufbau mit verantwortlich sind. Durch den Herbizideinsatz in den Baumreihen ist die Bodenoberfläche über einen langen Zeitraum im Jahr nackt und dies verstärkt die Situation.

Eine Erhöhung des Humusgehaltes in solchen Anlagen ist nur über ein massives Einbringen von organischer Substanz von außen möglich. Ob sich dieser Aufwand im Einzelfall rechnet, sei dahin gestellt. Ganz abgesehen vom ökologischen Fußabdruck dieser Version. 

Fritz Prem