Kolumn

Wissens-Transfer

Einen Wissensvorsprung vor dem Mitbewerb zu haben kann oft einen ordentlichen Gewinn bedeuten. Wenn wir etwas früher als der Mitbewerb wissen, ob es in den nächsten Monaten ein größeres oder kleineres Angebot von einem bestimmten Produkt am Markt geben wird, so ist das Ergebnis dieses Wissensvorsprunges jedem alten Fuchs im Geschäft klar.

Wissens-Transfer hat aber auch eine zweite Seite neben dem bewussten Unterbinden in der Weitergabe von Wissen. Wenn eine ganze Branche im täglichen Kampf um die Gunst der Konsumenten kämpft (oder zumindest um deren Ausgaben für Konsumartikel), dann bekommt Wissens-Transfer plötzlich eine ganz andere Dimension.

Wenn das Match Lebensmittel gegen Ausgaben für Auto oder Freizeit lautet, wenn der Wettbewerb Obst und Gemüse gegen süße und fette Snacks heißt, dann kommt Wissens-Transfer in eine andere Sichtweise.

Ich vernehme in der gesamten Branche einen leichten Sinneswandel, wenn es um die Stärkung und den Schulterschluss der gesamten Branche geht. Wenn bewusst wird, dass der Frischebereich verloren gegangenes Terrain gegenüber den Haushalts-Ausgaben von Mobilität, Kommunikationstechnik und kostenintensiver Freizeit gut machen muss, dann wächst die Bereitschaft, enger zusammen zu stehen und Allianzen zu bilden.

Die stärkste Allianz ist bewusst Wissen zu teilen. Ich habe mir in den letzten Monaten für ein Projekt möglichst alle zugänglichen Forschungs- und Versuchsberichte, sowie möglichst alle Publikationen von Beratungsdiensten in der Bioobst-Produktion angesehen. Ich bin überwältigt!

Für viele Problemstellungen in der Produktion, bei der in der konventionellen Produktion als Lösung der Griff in den Spritzmittelkasten vor gesehen ist, gibt es irgendwo in Europa einen Lösungsansatz, dies ohne synthetische Chemie zu bewältigen. Einfach faszinierend, aber halt nicht immer sehr simpel und auch nicht als fix und fertiges Patentrezept.

Was in diesem System fehlt, ist der Wissen-Transfer aus den Höhen der Forschung und Versuchstätigkeit hin zum Anwender für seine täglichen Entscheidungen.

Wir wissen alle aus parallelen Beispielen, dass ein Transfer von Wissen hin zur richtigen Stelle plötzlich eine Welle an neuen Ideen und Verfeinerungen des Grundansatzes auslöst.

Somit verrate ich ihnen ein gehütetes Geheimnis: ab dem Zeitpunkt, wo europaweit ein qualitativ hoher und intensiver Gedanken- und Erfahrungsaustausch in der Bioproduktion stattfindet ist ein Ökologisierungs-Schub in der gesamten Frische-Branche nicht mehr auf zu halten.

Fritz Prem