Kolumn

Lebensmittelsicherheit – was ist sicher?

Wir erleben in Österreich gerade, dass der Ausstoß eines einzigen Industrieschlotes wahrscheinlich  über Monate hinweg ein kleines Tal massiv kontaminiert hat. Jetzt sind alle Lebensmittel, die in diesem Görschitztal produziert wurden, aus dem Lebensmittelhandel zurückgeholt worden. Das vorrätige Viehfutter wird als Sondermüll entsorgt. Bei Fleisch, Milch und Wildtieren wurden relevante Rückstände gefunden. Blutuntersuchungen bei Kleinkindern und Untersuchungen in der Muttermilch sind im Laufen.

Dies ist kein Horrorszenario aus Zeiten der industriellen Revolution im vorigen Jahrtausend, sondern kam vor ein paar Tagen über die Presse an die Öffentlichkeit. Zum Glück ist Obst und Gemüse nicht betroffen, es ist ein typisches Grünlandgebiet. Trotz allem tun sich menschliche Tragödien auf. Hätten ein oder zwei zusätzliche Qualitätssicherungs- oder Zertifizierungsfirmen das menschliche Versagen von Einzelpersonen verhindern können? Meine Erkenntnis: leider nein.

Wir haben im Obst und Gemüsebereich sehr intensiv kontrollierte Lebensmittel. Noch nie in der Geschichte des Obst- und Gemüsehandels haben sich so viele Firmen und Personen ausschließlich nur um die Dokumentationen, Rückstandsanalysen, Rückverfolgbarkeiten, Zertifizierungen und Garantien gekümmert. Eine ganze Industrie ist daraus entstanden.

Die Auswüchse daraus sind, dass sich große Zertifizierungsfirmen in einem freien Markt natürlich auch überlegen müssen, wie sie ihre ureigenen Geschäftsfelder ausweiten können. Sie tun dies indirekt, in dem sie bewusst einen Kunden in seiner aktuellen Situation verunsichern. Dieser fordert daraus resultierend von seinen Lieferanten zusätzliche Sicherheiten und Prüfungen. Somit ist für die erste Firma ein erweitertes Geschäftsfeld entstanden. Die Kosten bezahlt das Produkt, in unserem Falle Obst und Gemüse.

Diese Situation ist nicht ganz von selbst gekommen. Wenn wir ganz ehrlich sind, so ist es doch so, dass wir in der Produktion von Lebensmitteln in den letzen 40 Jahren so viel synthetisch hergestellte Chemie eingesetzt haben wie zusammengezählt in der ganzen Menschheitsgeschichte zuvor nicht. Dazu kommt die Situation aus den Einflüssen der Umwelt. Obst und Gemüse ist davon nicht ausgenommen.

Aus diesem Grunde ist es wichtig, eine gute und lückenlose Kontrolle unserer Lebensmittel zu haben. Pestizid-Reduktionsprogramme der großen Lebensmittelhandelsketten Europas sind die Folge daraus und haben die Gesamtsituation wesentlich weiterentwickelt. Die Bioproduktion ist mit diesem Zeitgeist mit gewachsen und hat an Bedeutung gewonnen.

Prem 50/2014