Kolumn

Freiheit der Wissenschaft

„Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Coca-Cola Schnaps enthält“ – viele von Ihnen werden dieses Kinderlied kennen. Es spiegelt ein wenig das Misstrauen in die Wissenschaft wieder. Ich kenne viele Menschen, die glauben grundsätzlich nur das, was ein Wissenschaftler sagt. Alles was man mit heutigen Methoden messen oder wiegen kann, wird als richtig erklärt.

Ich bin anscheinend schon viel zu lange auf der Welt, um nicht auch miterlebt zu haben, wie sich wissenschaftliche Beweise von vor fünfzig, vierzig oder dreißig Jahren mit ebenfalls wissenschaftlichen Methoden von heute widerlegt haben. Als Beispiel waren vor vierzig Jahren Früchte mit den damaligen Meßmethoden als rückstandsfrei garantiert worden. Wenn man heute die gleichen Früchte mit den gleichen Pflanzenschutzmethoden von damals produzieren würde, so wären die Früchte mit den heutigen Meßmethoden nachweislich ordentlich kontaminiert.

Die Wissenschaft von heute ist der Irrtum von morgen. Dies stellte ein bekannter Wissenschaftler bereits im letzten Jahrhundert fest. Trotzdem möchte ich eine Lanze für die Wissenschaft und Forschung brechen. Nicht umsonst ist im Grundgesetz die Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre festgehalten.

Die Breite der Forschung und Versuchstätigkeit ist mir letzte Woche wieder einmal bei der Wissenschaftstagung „ECO FRUIT“ an der Uni Hohenheim bewusst geworden. Innerhalb von drei Tagen stellten eine Reihe von Forschern und Wissenschaftsteams in Kurzstatements 263 abgeschlossene Arbeiten aus dem letzten Jahr nur im Bereich „Öko-Obst“ aus Europa und Nordamerika vor. Unvorstellbar viel Wissen wurde da generiert. Es liegt daran, dieses Grundlagen-Wissen nun in die Praxis ein zu führen und nutzbar zu machen.

Ich hatte die Gelegenheit, mit vielen Vortragenden vor oder nach ihren Präsentationen über ihr Fachgebiet zu sprechen. Alle Wissenschaftler und Forscher haben unabhängig voneinander eines gemeinsam: Sie sind während ihrer bisherigen Arbeit an einem Punkt angekommen, der mit wissenschaftlichen Methoden bis zu diesem Zeitpunkt nicht erklärbar war. Hätten sie sich wie der Großteil der Bevölkerung damit abgefunden, dass es eben Dinge nicht gibt, die man bis dahin nicht wissenschaftlich erklären kann, dann wären bahnbrechende Erkenntnisse überhaupt nie entstanden.

So sind es aber die Neugier und die Kreativität dieser Menschen, die sie mit ihrem fachlichen Wissen verknüpft haben, um selbst berühmt zu werden und dadurch wundersame Erkenntnisse für uns entwickelt haben.

Fritz Prem 08/2016