Kolumn

Griff zu den Steinen

Bei den Bauernprotesten in Europa nehmen gewaltbereite Formen zu. Demonstrationsteilnehmer gehen hart an die Grenze der Rechtsstaatlichkeit und manchmal auch darüber.

Wenn die Worte nicht mehr ernst genommen wurden, dann haben die Menschen zu den Steinen gegriffen. Das war immer schon so.

Wenn Bauern auf die Straße gehen, dann hat dies fast immer eine lange Vorgeschichte.

Zu lange haben sie sich von Einkäufern ihrer Produkte zu stark unter Druck setzen lassen.

Das heißt im Klartext, dass ein Einkäufer seinen Lieferanten bei den Preisen so lange unter Druck setzen muss, bis er die Gewissheit hat, dass kein Mitbewerber am Markt ein gleichwertiges Produkt günstiger zu kaufen bekommt. Auch wenn der Lieferant dabei zu Grunde geht. Dies auch dann, wenn sein eigener Vorstandsvorsitzender vorher vollmundig in der Presse erklärt, dass man auf die heimischen Bauern schaut.

Bauern zu lange unter Druck

Dieser Druck hat die Bauern dazu gebracht, an den eigenen Kosten zu schrauben und Raubbau an der Natur, an den Nutztieren und letzten Endes an sich selbst zu treiben. Der Markt hat es mit seinen Spielregeln so erzwungen.

Jetzt haben wir die Misere. Alles schreit nach Tierwohl, keiner will den Umstieg zahlen – der Einkäufer bekommt in dieser Umstiegsphase immer noch irgendwo billigere Konkurrenzprodukte und verhindert damit eine schnelle Umstiegsdynamik.

Den Boden und das Grundwasser beginnen wir zu ruinieren. Verloren gehende Speicherfähigkeiten des Bodens und angereichertes Grundwasser sind die Folgen. Alle reden von Maßnahmen gegen den Klimawandel, niemand akzeptiert das Preisetikett, dass wir dabei drauf kleben müssen.

Spekulanten kommen mit ins Spiel

Spekulanten lauern bereits darauf, da die unfruchtbaren Böden doch ein billiges Bauland ergeben könnten.

In dieser trübseligen Phase setzen sich Bauern auf ihre Traktoren und demonstrieren öffentlich ihre Weltuntergangstimmung. Leider viel zu oft ohne strategischen Plan – einfach nur, um dem großen Unmut Luft zu machen.

Ich habe mit mehren französischen Bauern gesprochen, die vor einigen Jahren spektakuläre Aktionen gesetzt haben (willkürliche Gülleausbringung, Abfakeln eines Finanzamtes etc) und dafür von Kollegen aus ganz Europa bewundert wurden.

Sie sind zum Ersatz des verursachten Schadens rechtskräftig verurteilt worden und bis ans Existenzminimum dafür gepfändet worden. Ihre „Trägerorganisationen“ haben sie fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel.

Wir leben immer noch in einem Rechtsstaat. Darauf möchte ich die Demonstranten bei allem Enthusiasmus aufmerksam machen.


Fritz Prem