Kolumn

Frostschäden – eine Krise

In der Steiermark ist im Obstgeschäft seit letzter Woche kein Stein auf dem anderen. Frosttemperaturen über die gesamte Obstregion haben bei Obstblüten und Weinreben immense Schäden verursacht. So zu sagen als Draufgabe sind über vierhundert Hektar Hagelnetz auch noch zerstört, da es auf die bereits aufgespannten Hagelnetzte um diese Zeit unerwartet größere Neuschneemengen gab.

Dem Schaden in der Produktion folgt der Schaden in der Vermarktung auf dem Fuß. Die Frustration trieft momentan aus allen Fugen. Wie wird es weitergehen – eine Frage die allgegenwärtig ist.

Die politische Ebene und die Standesvertreter sind bemüht, den Schaden exakt zu erheben und nach möglichen wirtschaftlichen Maßnahmen zu suchen, die den Schaden der Betroffenen erträglicher macht.

Durch Zufall hatte ich letzte Woche ein interessantes Gespräch mit einer Referentin für Krisenintervention, einer ausgebildeten Psychologin. Ihren Ausführungen war zu entnehmen, dass bei unerwartetem Verlust eines nahestehenden Menschen oder eines massiven wirtschaftlichen Verlustes, der existenzbedrohend ist, bei den betroffenen Menschen ähnliche Phasen der Krisenbewältigung ablaufen bzw. ablaufen sollten.

Zuerst der Schock / die negative Überraschung. Entscheidend ist, dass jemand da ist, der zuhört und für das Lebensnotwendige sorgt.

Danach kommt die Phase der Verneinung: „es wird schon nicht so schlimm werden, wie es aussieht“. Wichtig in dieser Phase ist eine Begleitung, die einfach da ist und beginnt, vorsichtig zu „dämpfen“.

Danach kommt die rationale und emotionale Einsicht. Schön langsam wird der wirkliche Verlust realisiert. Hier kann ein Begleiter emotional Halt geben und beginnen, nach Möglichkeiten und Auswegen zu suchen.

Die vierte Phase ist die schwierigste, die emotionale Akzeptanz. Hier kann ein Begleiter helfen, die volle Tragweite „ aus zu halten“. Sinnfragen tauchen auf, die eigene Kompetenz wird massiv in Frage gestellt. Es tut sehr weh. Die Expertin nennt dies Trauerarbeit.

Die fünfte und sechste Phase gehen fließend ineinander: die Neuausrichtung der Ziele, das Ausloten der Möglichkeiten, ein Ausprobieren, neue Erkenntnisse und deren Integration in die neuen Abläufe.

Wie jemand eine Krise bewältigt, hängt nicht von der Größe der Krise ab, sondern ob er alle Phasen hintereinander bewusst durchlaufen hat.

Ich wünsche mir und meinen Kollegen, dass wir diese große Krise auch emotional bewältigen, damit wir anschließend gestärkt aus ihr hervorgehen können.

Fritz Prem 15/2016