Kolumn

Statistiken – bewusstes Instrument der Meinungsbildung

Der Jahreswechsel ist ein regelmäßiger Zeitpunkt um sich statistische Entwicklungen der abgelaufenen Saison an zu sehen. Jeder kennt den Ausspruch: eine Statistik, die ich nicht selbst hergestellt oder gefälscht habe, die glaube ich nicht.

Grundaufgabe einer Statistik ist es, nach mathematischen Grundsätzen Gewichtungen, Trends und auch längerfristige Entwicklungen oder Fehlentwicklungen auf zu zeigen. Warum ist aber das eine oder andere Misstrauen gegenüber Statistiken entstanden? Als Klassiker ist der wissenschaftliche Beweis an zu sehen, dass der Klapperstorch die Babys bringt. In Deutschland ist nämlich der Rückgang der Storchenpopulation in genau gleichem Ausmaß festgestellt worden wie der Rückgang der allgemeinen Geburtenrate. Somit könnte man eine Verknüpfung herstellen. Und wer es glaubt, der wird selig.

Ich hatte vor zwei Jahren auf einer großen Fachveranstaltung mit einem Experten eine hitzige Debatte. Er stellte in seinem Vortrag dar, dass der Konsum von Biogemüse und somit auch die Nachfrage zurückgehen. Die Grundlage seiner Behauptung waren seine rückläufigen Umsatzzahlen von Biogemüse im Verkauf. Der Experte hat übersehen, dass die betrachtete Saison von der Witterung her sehr schwierig war und allgemein einen Minderertrag bei Biogemüse zur Folge hatte. Somit konnte das nicht produzierte Gemüse auch nicht verkauft werden, auch wenn eine Mehrmenge einen Käufer gefunden hätte. Die Aussage, dass somit Biogemüse in der Akzeptanz der Kunden Rückläufig sei, war falsch.

Politische Parteien sind Weltmeister im Erstellen von Statistiken und Trends nach Meinungsumfragen oder Pseudo-Marktforschungen. Sie veröffentlichen jenen Teil, den sie als Botschaft tarnen wollen. Daher ist es immer wichtig, den Auftraggeber einer Studie und seine Vernetzungen als erstes an zu sehen. Ansonsten ist es die Zeit nicht wert, sich in Statistiken zu vertiefen.

Wir haben im Obst und Gemüsebereich in Europa einige sehr seriöse Statistik-Dienstleister, die im weiteren Sinne für eine Markttransparenz sorgen.

All das entbindet aber die verantwortungsbewussten Akteure am Markt nicht von ihrer ureigenen Aufgabe: Dieses immerwährende Gefühl für die Bedürfnisse des Marktes in sich zu haben und die Spielregeln in diesem Sinne weiter zu entwickeln.

Prem 3/2015