Kolumn

Primeur-Preise

Die neue Apfelsaison steht in den Startlöchern, vereinzelt „tröpfeln“ schon die ersten Hauptsorten in das Lager. Alle warten gespannt darauf, wie die neue Qualität im Vergleich zur abgelaufenen Saison aussieht.

Es ist möglich, dass sie durchgehend kleiner fallend ist, es ist möglich, dass die Farbausprägung im Durchschnitt besser oder schlechter ist wie in der letzten Saison. Obendrein lässt der Zuckergehalt einen Rückschluss auf den allgemeinen Geschmack zu.

Dies alles wurde von der Natur und vom Geschick des Produzenten beeinflusst.

Jetzt liegt es am Anbieter der Ware, wo der Startpreis angesiedelt ist. Da liegt viel Strategie mit drinnen. Es geht nicht nur um Angebot und Nachfrage.

Normalerweise könnte man annehmen, dass die ersten Preise höher sind und sich dann der Preis bis zum Hauptangebot in ein Marktgleichgewicht ein pendelt. Mittlerweile ist es nicht mehr ganz so.

Früher wurden die aller ersten James Grieve beinahe mit Gold aufgewogen, obwohl sie unreif, grün und im Geschmack total grasig waren – aber sie waren die Ersten. Die damals handelnden Bauern erhielten für diese Äpfel, die sie selbst nie gegessen hätten, das meiste Geld.

Mittlerweile hat der Binnenmarkt mit seinen offenen Grenzen die Problematik verändert. Die frühesten Lagen im Süden Europas liefern die ersten Gala (farblich meist schwach, im Geschmack erträglich). Sie befriedigen den ersten Appetit auf neue Äpfel.

Bis vor einiger Zeit waren damit auch die starken Primeur-Preise verbunden. Die großen Produktionsgebiete waren oft froh über hohe Primeur-Preise, da sie zwei Wochen danach für ihren Start noch vom höheren Preisniveau profitiert haben.

Es gibt aber eine alte Spielregel in unserem Geschäft: niemand sieht auf Dauer und ohne Reaktionen dem anderen beim Geld verdienen zu.

Das Gefühl festigt sich, dass es doch auf Dauer nicht sein kann, dass immer die ersten das meiste Geld bekommen. Frühreifere Gala-Typen und ein Sensibilisieren der Kunden für innere Qualität sind derzeit die Antworten – und sie greifen schön langsam.

Es gibt nur für die allerersten Destinationen einen deutlichen Preis über dem marktüblichen Niveau. Nach spätestens 7-8 Tagen ist dieser Bonus vorbei.

Die Regionen mit der typischen „Langzeitlager-Qualität“ sind anderswo angesiedelt. Sie können sich an dieser Spielrunde sowieso nicht beteiligen und müssen in einem komplett anderem Marktsegment punkten.

Fritz Prem