Kolumn

Food Trendforschung

Hanni Rützler als eine der bekanntesten Food-Trendforscherinnen im deutschsprachigen Raum hat zum Jahreswechsel ihre Einschätzungen für das neue Jahr publiziert.

Der Lockdown hat den Essgewohnheiten einen Ruck verpasst. Zum Essen und den Essgewohnheiten entsteht gerade ein neues Verständnis, so die Expertin. Der Begriff Mahlzeit erhält eine neue Bedeutung.

Der Fleischkonsum wird wesentlich kritischer hinterfragt als dies bisher geschehen ist. Fleischersatzprodukte werden immer weniger als Exoten für Spinner in unserer Gesellschaft gesehen. Produzenten von Fleisch-, Wurst und Milchersatzprodukten nehmen die Umsatzzuwächse bereits deutlich wahr.

Flexitarier werden immer mehr zur Herausforderung in Mensen, Großküchen und Betriebskantinen. Es wird zur Selbstverständlichkeit, dass als Menü-Angebot täglich zumindest ein fleischloses Gericht (aus Getreideprodukten und Gemüse) mit dabei ist.

Zero Waste

Die Wahrnehmung von „Zero Waste“ ist seit der Pandemie so stark wie nie. Dies wird eine Langzeitwirkung beim Wegwerfen von Lebensmitteln haben. Wenn Konsumenten öfter zu Hause sind, sehen sie bewusster, was sie täglich zur Bio-Mülltonne bringen.

Mit „Local Exotics“ umschreibt die Expertin die Aufwertung der regionalen Produktion. Obendrein  wird Gesundheit ein immer wichtigerer Faktor und drückt andere emotionale Aufladungen der Lebensmittel in den Hintergrund.

Eine weitere neue Sprachkreation ist entstanden: „e-Gemüse“ als Begriff für über das Internet bestellte Frischeprodukte. Wenn bisher oft laienhaft und fast ein wenig hausbacken der Versuch begonnen wurde, für Frischeprodukte ein Bestell- und Versandmodell zu entwickeln, so haben sich jetzt Online-Profis der Sache angenommen.

e-Gemüse

Einer der großen Onlinehändler hat sich jetzt zum Ziel gesetzt, über sein Logistiksystem frische Kuhmilch, die am Morgen gemolken wurde, innerhalb eines halben Tages zu günstigen Kosten an jede beliebige Zustelladresse zu bringen. Was mit der frischen Milch funktioniert, das funktioniert dann mit jedem anderen Frischeprodukt auch, so der Projektleiter vom Onlinehändler.

So wie sich das Kundenverhalten im Umgang mit dem täglichen Essen verändert und weiterentwickelt, so ist die gesamte Branche gefordert, zukunftsträchtige Entwicklungen zu erahnen. Auch hier gilt der beinahe schon antiquierte Leitsatz: nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnelleren die Langsameren.

Für uns heißt dies, dass wir beim Begriff „e-Gemüse“ weiterhin bewusst die Entwicklung bei der Direktvermarktung, dem stationärem Handel und dem Online-Verkauf im Auge haben müssen. 


Fritz Prem