Kolumn

Flüchtlings-Strom

Etwa 4 Millionen Flüchtlinge haben in letzter Zeit das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land Syrien verlassen. Viele davon waren und sind Richtung Europa unterwegs. Nach der anfangs großen Welle der Hilfsbereitschaft quer durch die Bevölkerung ist jetzt die Stimmung in eine starke Angst vor den Flüchtlingen und deren Folgeproblemen gekippt.

In einem Leitartikel eines elitären Printmediums las ich vor Kurzem die These, dass Frau Merkel mit einem strategischen Kalkül die Flüchtlingswelle ins Land ließ. Zuerst flüchtet die junge und gut ausgebildete Elite aus dem Land. Danach kommt als größerer Teil der Flüchtlingswelle das übrige „Fußvolk“. Frau Merkel soll laut dieser These ganz bewusst den Teil der jungen, gut ausgebildeten, emporstrebenden Elite abgesaugt haben. Jetzt provoziert sie ihre Politkollegen zu Forderungen, damit sie ohne großen Gesichtsverlust den Sack zumachen kann. Wenn diese Strategie wirklich so aufgesetzt war, dann bekommt Deutschland zu seinen 80 Millionen Einwohnern eine Million Einwohner dazu, die emporstrebend sind, durch Bedarf an Schulen, Konsumbedürfnisse und sozialen Bedarf Arbeitsplätze generieren und obendrein in den nächsten 30 Jahren keine Pensionsansprüche haben. Das Problem der Kulturunterschiede wird mitgeliefert.

In frühestens zehn Jahren werden wir es wissen, ob es so war. In der Zwischenzeit ist eine intensive Arbeit zu erledigen, bis aus Flüchtlingen echte Staatsbürger mit Migrationshintergrund werden.

Die langfristigen Auswirkungen einer Völkerwanderung können wir in der Kulturgeschichte Europas mehrfach nachlesen. Ich lade Sie aber ein, nicht so weit zurück zuschauen. Jüngere Beispiele zeigen uns dies auch auf.

Als vor mehreren Jahrzehnten türkische Gastarbeiter in großer Zahl ins Land kamen, um in der Industrie und am Bau den Mangel an Hilfsarbeitskräften ab zudecken, entstanden starke soziale Spannungen gegen die „Tschuschen“. Mit dem Anstieg der allgemeinen Arbeitslosenrate verschärfte sich das Thema.

Heute sind die Nachkommen dieser Gastarbeiter „Österreicher mit Migrationshintergrund“. Sie sind mehrsprachig aufgewachsen und mussten sich  meist auch persönlich  zwischen den Kulturen zu Recht finden.

Wenn wir den Betrachtungsbogen zu unserer Obst- und Gemüsebranche zurückführen, so finden wir auch eine Besonderheit. Der Wiener Fachhandel für Obst und Gemüse wird zu über 80% von Familien mit türkischem Migrationshintergrund betrieben.

Diese Menschen haben ihr reiches Wissen über den Umgang mit Obst und Gemüse anscheinend bereits von Kind an mitbekommen.

Fritz Prem 02/2016