Kolumn

Auswirkung Farm to Fork

Der Green Deal der Europäischen Union und das Projekt Farm to Fork bringen einige grundsätzliche Dinge in der Lebensmittelproduktion in Bewegung.

Schön langsam wird jedem Erzeuger von Lebensmitteln bewusst, dass Beharrungsvermögen auf bisher eingeführte und gewohnte Produktionsmethoden nicht die Antwort sind. Die Produktion ist im Sinne einer weiteren Ökologisierung und umweltverträglicheren Lebensmittelproduktion weiter zu entwickeln.

Dabei nehme ich wahr, dass alte Stehsätze und Killerphrasen wieder freudig auswendig gelernt werden.

Alte „Killerphrasen“

Als erstes wird mit einer Veränderung die Versorgungssicherheit Europas in Frage gestellt. Wenn wir uns die von Freshfel und AMI bei der jährlichen Prognosfruit dargestellten Erntemengen bei Äpfeln ansehen, dann kommen wir zur einer eindeutigen Erkenntnis.

Wenn mehr als 11 Millionen Tonnen Äpfel in Europa geerntet werden, dann haben wir de facto eine Überproduktion. In diesen Jahren gibt es Stress im Verkauf und die Gewinne für die Erzeuger sind schlecht.

In Jahren mit unter 11 Millionen Tonnen Jahresproduktion ist der Vertrieb einigermaßen in geordneten Bahnen und die Margen für alle in der Wertschöpfungskette sind passend.

Wir sprechen bei den Veranstaltungen zur Prognosfruit wesentlich häufiger über Probleme am Markt, über zu viele Äpfel und über Denkansätze von Marktentlastungsaktionen oder möglicherweise Interventionen. Die Jahre mit knapp 11 Millionen Tonnen Äpfel in Europa sind eindeutig in der Unterzahl.

Ausreichend versorgtes Europa

Ein Blick in die Statistik zeigt eindeutig, dass wir von einer Unterversorgung, geschweige denn von einem Mangel an Äpfeln kilometerweit entfernt sind.

Die Produzenten von Lebensmitteln stehen vor einem Dilemma. Auf der einen Seite haben sie das Gefühl, dass all ihre bisherigen Leistungen in Richtung mehr Tierwohl oder weniger Grundwasserbelastung  nicht ausreichend honoriert wurden. Auf der anderen Seite sollten sie sich in Zukunft auf noch weitere Schritte in Richtung Ökologisierung einlassen. Dies ohne zu wissen, ob danach ihre noch höheren Kosten auch wirklich ab gegolten werden.

In dieser Situation sollten wir uns auf die ungeschriebenen Spielregeln am Markt besinnen: Wer bestellt, der hat zu bezahlen.

Wenn wir aber ohnehin in der Mehrzahl der Jahre mehr als 11 Millionen Tonnen Äpfel in Europa produzieren, dann schaffen die Produzenten die Möglichkeit, dass Kunden bestellen können ohne den Mehrwert bezahlen zu müssen.


Fritz Prem