Kolumn

Konzentrat und Direktsaft

Der Konzentratmarkt und der Direktsaftmarkt sind beim Rohstoffaufkommen so nah beisammen wie eine Maus und ein Elefant, obwohl beides Säugetiere sind.

Die Rohstoffbesorgung für die Konzentratproduktion ist sehr stark von der Globalisierung abhängig, da die Transportkosten für das fertige Konzentrat im weltweiten Handel eine untergeordnete Rolle spielen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass nach einem technischen Aufrüsten in den wichtigsten Apfelregionen der Welt ein weltweit einheitliches Konzentrat in einem austauschbaren Wettbewerb um die Gunst der Kunden rittert. Dies beinahe nur über den Preis.

In der Direktsaft-Produktion ist es aber von Nöten, den Rohstoff als wirklichen „Roh-Stoff“ Apfel bis zur Verarbeitung zu transportieren und dann das bereits trinkfertige (und damit voluminösere) Produkt zum Konsumenten zu bringen. Somit liegen Rohstoffaufkommen und Verbrauch nicht über Kontinente hinweg auseinander.

Transporte vom Rohstoff in unverarbeiteter Form können schon einmal in Summe die 10 Cent je Kilo übersteigen. Damit sieht die Kalkulation in beiden Sparten doch in einem wichtigen ökonomischen Punkt sehr wesentlich anders aus.

Interessant ist auch, dass vor allem Bio-Saftware vorwiegend in die Direktsaft-Produktion geht und nur zu einem marginalem Teil in die Konzentratproduktion. Die Direktsaft-Produktion legt jährlich überdimensionale Zuwachsraten an den Tag.

Wenn wir die beiden Hintergründe in der unterschiedlichen Rohstoffbeschaffung betrachten, so ist auch dies ein Teil der Erklärung, warum Bio-Saftware in einer anderen Liga unterwegs ist – einmal Globalisierungs-beeinflusst, einmal kaum eine Beeinflussung durch Globalisierung.

Spannend wird heuer der Start der Kampagne bei konventioneller Saftware für die Konzentratproduktion (ein großer Teil des Rohstoffbedarfes). Bisher hat die Konzentratindustrie immer argumentiert, wenn in China eine normale große Ernte ist, dann muss in Europa der Rohstoffpreis niedrig sein, damit man in Europa weltweit konkurrenzfähig ist. Dies im Wesentlichen unabhängig vom Rohstoffangebot vor Ort.

Heuer sind die Vorzeichen umgekehrt. China als weltweit größter Rohstoffproduzent erwartet durch Frostschäden eine um 30% kleinere Ernte. Bei den europäischen Verarbeitern sind die Vorratstanks nicht nur leer, sondern ausgetrocknet. Nach der bisherigen Argumentation müsste eine gute europäische Ernte vom Weltmarkt aufgesaugt werden.

Wenn der Rohstoffpreis bei konventionellen Saftäpfeln unter diesen Voraussetzungen in diesem Jahr sehr tief startet, dann sollen die Verarbeiter in kommenden Jahren nicht mit dem „Märchen“ der Globalisierung daher kommen.

Fritz Prem