Kolumn

Amoris laetitia

Über die Liebe in der Familie – so das neue Papst-Dokument von Franziskus I. Der derzeitige Papst setzt sich mit einem gekonnten Spagat sehr zeitnah mit der heutigen Situation seiner „Kunden“ auseinander. Lust und Freude haben wieder ganz oben Platz im Leben und werden wieder verstärkt  als wichtige Antriebsfedern im ureigenen „Kerngeschäft“ der katholischen Kirche gesehen. Sie mögen mir nachsehen, wenn ich sehr profane Begriffe für die Situation finde.

Wenn wir unser ureigenes Kerngeschäft betrachten, die Produktion und den Vertrieb von Obst und Gemüse, so soll die Frage erlaubt sein: wie viel Lust und Freude zum Produkt ist in unserem Handeln noch vorhanden?

Wen wir unsere Wertschöpfungskette ansehen, so gibt es Sachzwänge. Der Spartenverantwortliche eines Supermarktkonzerns soll vorher wissen, was seine Kunden nächste Woche bei ihrem täglichen Einkauf aus den Filialen tragen. Sein Maßstab sind Umsatzmengen, Umsatzerlöse und Margen je Einheit. Daraus zieht er seine Schlussfolgerungen.

Der Großhändler beschafft die benötigte Ware von den Produzenten, steuert den Mengenfluss so gut es geht. Er hat stets ein Auge darauf, dass er möglichst kostengünstig vom Produzenten die Ware bekommt, sie gut sortiert und mit möglichst geringen Kosten an seinen Kunden weiterbringt. Seine Maßstäbe sind klar vorgegeben, wenn es ihn nächste Saison noch geben soll.

Der Produzent kämpft sich durch die Vegetationsperiode, hat einmal zu viel und einmal zu wenig Ware um den Markt kontinuierlich zu bedienen. Beste Qualität und möglichst niedrige Produktionskosten sind Vorgaben.

Wo sind die Zeiten, in der begnadete Verkäufer beim Anblick von knackig großen, picksüßen Kirschen einen leicht erhöhten Blutdruck bekamen und diese unbedingt selbst verkaufen wollten. Wo die Zeiten, in denen das Produzieren und Verkaufen von saftig schmelzenden Birnen und schönen roten Äpfeln Freude, ja regelrecht Lust bereiteten.

Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte: die alten Füchse in der Branche kennen dieses Gefühl nur zu gut, wo jeweils am Abend beim Tagesrückblick nochmals Freude aufkam über die Wunderwerke der Natur, die man an diesem Tag dem Kunden verkaufen konnte.

Lust und Freude am Produkt sind auch in unserer Branche wichtige Antriebsfedern, nur kommen sie in unserer technokratischen Welt des Öfteren zu kurz.  

Fritz Prem 14/2016