Kolumn

Inflationsabgeltung

Die Pandemie dauert schon das zweite Jahr, die öffentlichen Haushalte und auch so manche Branchen haben sich weit über das gewöhnliche Maß hinaus verausgabt. Fremdkapital ist vielerorts rapide angestiegen.

Um diese „Schulden“ ab zu bauen, prognostizieren Experten seit längerer Zeit dies mit einer moderaten Inflation von etwa 5% zu ermöglichen. Nach einer „Milchmädchenrechnung“ wären damit die Schulden nach zehn Jahren nur mehr die Hälfte „wert“. Somit eine indirekte Entlastung für Institutionen mit viel Fremdkapital, aber auch eine Halbierung des Wertes von Sparguthaben.

Die Anzeichen sind da, dass die wirtschaftliche Entwicklung in diese Richtung ihren Lauf nimmt.

Die statistische Inflation nähert sich der 3% Marke, die gefühlte Inflation ist etwa doppelt so hoch.

Statistische und gefühlte Inflation

Dies bewirkt, dass mit etwas Zeitverzögerung sich bei den Lohn- und Gehaltsverhandlungen die Einkommen prozentual auch dieser neuen Situation anpassen.

Wenn dies die 5% Marke jährlich nicht wesentlich übersteigt, dann wird sich außer verbalen Attacken auf sozialer Seite nicht wesentliches rühren. So die Prognosen der Volkswirtschaftsexperten.

Das heißt, dass die Lebenshaltung jedes einzelnen jährlich um 5% teurer wird und im Idealfall synchron auch das Haushaltseinkommen mit steigt.

Wenn wir uns die Verteilung des Haushaltseinkommens ansehen, dann ist es so, etwa 12% davon für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke ausgegeben wird. Den Rest teilen sich die anderen Sparten auf (Wohnen, Mobilität, Freizeit Kommunikation, Sparbuch etc). Es ist dies ein Verteilungswettkampf zwischen den Sparten, wo die Lebensmittelbranche in den letzten 10 Jahren jährlich etwa einen halben Prozentpunkt an die anderen Sparten verloren hat.

Wer hat dieses Potential verspielt?

Es war der Lebensmittelhandel in seiner gesamten Wertschöpfungskette über seine Preisschlachten.

Jeder Konsument kann nur eine bestimmte Menge essen. Somit läuft die Verteilung der Haushaltsausgaben bei den Lebensmitteln fast ausschließlich über den Preis.

Viele Anbieter haben sich bei einem hoch konzentrierten Lebensmittelhandel mit ihren „Kampfangeboten“ gegenseitig das Bier weg getrunken. Der LEH und die Diskonter haben bei den Rabattschlachten fast ausschließlich auf Marktanteilsgewinne gesetzt und damit den Preis sehr gedämpft gehalten.

Wenn jetzt Obst und Gemüse mit Preissteigerungen von 8 – 9% vor den Vorhang geholt wird, dann ist dies eher ein Beweis, dass die Branche ihre volkswirtschaftlichen Aufgaben gelernt hat.

Ansonsten würde der Anteil für Lebensmittel am Haushaltseinkommen weiter absinken.


Fritz Prem