Kolumn

(K)eine unendliche Geschichte

Der Zieleinlauf einer neuen EU-Bio-Verordnung zeichnet sich schön langsam ab – eine scheinbar unendliche Geschichte. Wenn in den kommenden Wochen das Procedere eine neue Bio-Verordnung frei gibt, dann ist für mich der Glaube an die Europäische Union und deren Institutionen wieder weitgehend hergestellt.

Gehen wir zurück an den Anfang der Geschichte. Ein nicht besonders Bio-affiner EU- Agrarkommissar Ciolos gab den Auftrag, entsprechend den Maastricht-Kriterien die EU-Bio-VO neu zu schreiben und nicht dauernd mit Ergänzungen und Sonderregeln eine föderalistische Interpretation der Bio-Szene in Europa zu zu lassen.

Die Technokraten in der EU-Kommission machten sich daran, die neue Verordnung zu schreiben. Sie waren gute Technokraten, hatten aber keine Ahnung von den Bedürfnissen der Bioszene. Eines war sofort erkennbar: die Arroganz triefte ihnen aus allen Poren (Originalzitat: wir sind die Kommission, wir schreiben die Gesetze!).

So kam es, wie es kommen musste. Die Schreiberlinge setzten sich über die ersten Einwände der Bio-Urgesteine und Bio-Branchenvertreter hinweg. Dies, obwohl sie nicht verstanden haben, dass Bioprodukte nicht nur an ihren Rückständen am fertigen Produkt zu messen sind, sondern dass bei einem Bioprodukt eine ganze Prozesskette besonders in der Produktion, aber auch über die Verarbeitung bis zum lückenlosen Nachweis der Herkunft alles in einem Paket dazu gehört.

Wenn dann noch ein ein Agrarkommissar Hogan seiner Truppe mit Ansagen in der Presse assistiert, obwohl er nicht unterscheiden kann zwischen einem Hygieneproblem in der allgemeinen Produktion und den Problemstellungen in der Bioproduktion, dann bedarf dies keines zusätzlichen Kommentars.

Dieses irrwitzige Treiben, das fast den Glauben an eine Europäische Union erschüttert, wurde wieder in demokratische Bahnen gelenkt.

Auch wenn so manche Kollegen in der Bio-Szene darüber klagen, dass man sich in die Tretmühlen der demokratischen Einrichtungen hinein begeben muss, so ist dies der einzige Weg, belastbare Vereinbarungen (Verordnungen) auf die Reihe zu bekommen.

Plötzlich sind alle möglichen Bio-Vertreter, Bio-Verbände, Bio-Verantwortliche in den nationalen Behörden und agrarischen Ministerbüros aufgefordert, ihre Sicht der Dinge letztverantwortlich in einer Stellungnahme fest zu machen. Und plötzlich ist die Arroganz verschwunden. Plötzlich muss sich auch ein kleiner Verfasser einer Stellungnahme damit auseinandersetzen, dass Bio nicht nur an den Rückständen von Pflanzenschutzmitteln gemessen wird.

Die politischen Wege von den Ausschüssen, dem Agrarministerrat über die gesetzgebende Funktion eines EU-Parlamentes stellen die demokratische Logik wieder her.  

Fritz Prem