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Lektion gelernt07. Mai 2017

Der Agrarsektor in Europa wurde in letzter Zeit von Naturkatastrophen sehr stark beeinträchtigt. Es sind dies Ausmaße,wie wir sie oft nur von Bildern und Texten aus anderen Teilen der Welt kennen. Klimaforscher erklären uns, dass solche Extremsituationen in Zukunft häufiger werden. Die Auswirkungen der Fröste vor einigen Monaten in Südeuropa,  die einen dramatischen Anstieg der Salatpreise in ganz Europa zur Folge hatten, sind am Markt schon beinahe wieder vergessen. Nicht so schnell vergessen werden diese Frostnächte aber die Poduzenten der abgefrorenen Kulturen, durch ihre Bilanzen wird sich noch längere Zeit ein „roter Faden“ ziehen, falls sie es wirtschaftlich überlebt haben.

Agrarsektor
Foto: Fritz Prem

In vielen Teilen Europas hat in den letzten Wochen der Blütenfrost erhebliche Schäden in Obstkulturen angerichtet. In einigen wenigen Regionen war es das zweite Jahr in Folge. Überall gab es reflexartig die gleiche Reaktion: Die Politik bzw die öffentliche Hand muss die Betroffenen vor dem wirtschaftlichen Ruin retten. Die Gegenreaktion von dort: lauwarme bis populistische Versprechungen oder der Hinweis, dass mit den Agrarförderungen sowieso alle Erschwernisse und Risiken abgedeckt seien. Beide Extreme zeugen von der Unkenntnis der „Pseudo-Experten“.

Sehen wir uns die bekanntesten Historien der großflächigen Frostschäden in Europa an. In Frankreich gab es vor fünf Jahren Regionen mit einem Totalausfall. Die öffentliche Hand stellte nach massivem und gut organisiertem Druck der Betroffenen bis zu € 12.000,- je Hektar „einmalige  Frostentschädigung“ auf die Beine, in der Hoffnung, dass dies ein Jahrhundertereignis gewesen sein möge.

In Österreich gab es durch Blütenfröste im Vorjahr einen Ausfall von ziemlich genau 80% der Gesamternte. Der hauptbetroffene Agrarlandesrat stellte binnen Wochenfrist ein Budget von 100 Millionen Euro für etwa 3.500 betroffene Betriebe auf. Eine Gewaltleistung, die an Bedingungen geknüpft war: das Geld ist unwiderruflich einmalig und letztmalig, fließt nur wenn verbindlich bis zur nächsten Saison für die zukünftigen Betroffenen wirtschaftliche Vorsorgen gegen derartige Situationen getroffen werden.

Die Folgen dieser „Bedingungen“ waren erstaunlich: die österreichische Hagelversicherung (größter Spezialversicherer im Agrarbereich lt. Eigendefinition) entwickelte ein attraktives (und gefördertes) Mehrgefahren-Versicherungspaket mit Frost als Großschadensvariante.

Ein Innovationsprozess ist bei der Frostabwehr angesprungen (Frostberegnung, thermische Möglichkeiten, mechanische Schutzmaßnahmen etc). Die „Bürokratie“ beginnt langsam einen pragmatischeren Zugang zu Behördenverfahren beim Wasserrecht zu finden.

Meine Erkenntnis: Lektion auswendig gelernt!

Fritz Prem

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